17. Spieltag 1964/65: SC Dynamo Berlin - SC Neubrandenburg 4:0

Entscheidend am klaren Erfolg beteiligt: A. Hall! / SCN-Zwischenspurt ohne Erfolg / Ehrung für Martin Skaba
"Wir hatten bange Minuten zu überstehen, ehe uns das 2:0 endlich gelang", meinte Martin Skaba, der für sein 250. Punkt- und Pokalspiel beim SC Dynamo geehrt wurde, nach dem Schlußpfiff. Diese wenigen Worte charakterisieren das Geschehen, das wenig Klasse atmete, hinreichend. Der SCN raffte sich nach dem Wechsel zu einem energischen Zwischenspurt auf, beorderte seinen besten Mann, Steinfurth, zeitweise nach vorn und versuchte mit Macht, das Blatt zu wenden. Es blieb aber bei dem Versuch, der Erfolg konnte sich auch nicht einstellen, weil der Angriff zu unausgeglichen besetzt erscheint (Jungbauer ließ wie Weißer jeglichen Schwung vermissen, Schröder und Hamann hatten mit dem Boden zu große Schwierigkeit, und Uentz´ Bemühen stieß auf wenig Gegenliebe) und weil man vor allem zu unklug zu Werke ging, kaum überraschende Ideen erkennen ließ.  Und da war natürlich bei der konsequent dazwischenfahrenden Dynamo-Abwehr, die recht sicher stand, wenig zu holen.

Trotz der stürmischen Drangperiode sprang nicht mehr als ein Pfostenschuß Weißers (68.) heraus, ansonsten wurde Bräunlich recht wenig geprüft. Der Angriff blieb auch meist auf sich allein angewiesen, weil die Läufer jegliches konstruktives Spiel vermissen ließen. Sowohl Boldt als auch Strahl irrten mitunter im Mittelfeld umher, schlugen höchst selten genaue Pässe und spielten die Bälle oft genug dem Gegner vor die Füße. "Die sind wohl farbenblind", kommentierte ein Zuschauer ein wenig bissig. Später übernahm Boldt dann die Stopperposition, wo er allerdings noch mehr Unheil anrichtete. Zunächst gab er Hall die Möglichkeit, die Vorarbeit für das 2:0 zu leisten, weil er die Kugel nicht wegschlug, sondern ein völlig überflüssiges Dribbling riskierte, dann brachte er Loster in eine großartige Schußposition, die der Dynamo-Linksaußen allerdings nicht auszunutzen verstand (82.). Man tut bei Dynamo gut daran, diesen klaren Erfolg, durchaus verdient, nicht zu überschätzen. Die Gegenwirkung war - abgesehen von jener Drangperiode - zu gering, so daß die Berliner keineswegs zur Hergabe ihres ganzen Könnens gezwungen wurden.

Nicht zu übersehen war allerdings die bessere Spielanlage der Gastgeber, das klügere Aufteilen des Raums (Unglaube, Meyer), die größere Schußentschlossenheit (Hall) und das bessere technische Können (Wolff). Ein so hoher Sieg ist immer der Ausdruck des besseren Kollektivs. Das war auch diesmal nicht anders. Und doch werden die Dynamo-Spieler kaum etwas dagegen einzuwenden haben, wenn einer aus ihren Reihen besonders hervorgehoben wird: Achim Hall. Der Mittelstürmer entschied das Treffen praktisch allein, erzielte zwei Treffer selbst und war an einem weiteren maßgeblich beteiligt, setzte damit seine guten Spiele der zweiten Halbserie fort. Zunächst ging er am rechten Flügel auf und davon, überwand Below aus spitzem Winkel (36.), dann erkämpfte er sich gegen Boldt die Kugel, servierte sie Loster so maßgerecht, daß er einfach treffen mußte (80.), und schließlich krönte er seine großartige Leistung durch einen genau platzierten 18-m-Schuß ins rechte Eck (85.). Mühlbächers Strafstoß, nach Foul an Unglaube, erwischte Below noch, ohne die Kugel allerdings festhalten zu können (88.).

SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Dorner; Heine, Skaba, Mühlbächer; Unglaube, Wolff, Bley; Hall, Meyer, Loster
SC Neubrandenburg:
Below; Nathow; Steinfurth, Hillmann, Boldt; Strahl, Weißer, Uentz; Hamann, Schröder, Jungbauer

1:0 Hall               (36.)
2:0 Loster             (80.)
3:0 Hall               (85.)
4:0 Mühlbächer         (88., Foulstrafstoß)

Schiedsrichter:        Weber (Limbach)
Zuschauer:             2.000

Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 02.03.1965