16. Spieltag 1964/65: SC Empor Rostock - SC Dynamo Berlin 2:3

Schlüsselspieler Dynamos: Bley, Meyer, Mühlbächer / Läuferreihe der Gastgeber versagte diesmal völlig
Wer sich auf den Tabellenstand verließ, dem platzte die Toto-Bank. Nicht der SC Empor spielte vor heimischem Publikum die erste Geige, sondern die Gäste zogen alle Register, spielten klug, zeigten Einsatz bis zur Schlußminute und gewannen 3:2. Die Trümpfe der Gäste: Läufer Mühlbächer blieb zur Sicherung des eigenen Strafraumes zurück, widmete sich fast ausschließlich mir Störungsaufgaben. Das hatte gleich zwei Vorteile. Stopper Heine konnte dort eingreifen, wo die einzigen gefährlichen Stürmer Rostocks, Habermann und Barthels, auftauchten, und für Bley entstanden Räume, die der Schwarzschopf zu nutzen wußte. Im Verlauf des Spieles wuchs der Halbrechte in eine Schlüsselposition und schuf gemeinsam mit Meyer die Voraussetzungen, den Sturm gefährlich zu lenken. Ein wenig schwer erscheint der Antritt des Mittelstürmers Hall. Wer ihn aber nicht bei der Ballannahme stört, hat das Nachsehen.

Geschickt versieht er es, mit dem Körper den Ball zu decken und selbst in der Bedrängnis noch knallharte Schüsse abzufeuern. Er demonstrierte es beim Stande von 1:1. Loster servierte ihm einen Diagonalpaß, mit dem Ball umkurvte Hall zwei Gegenspieler und vollendete am herausstürzenden Heinsch vorbei zum 2:1. "Ich erkenne unsere Läuferreihe im Vergleich zum Vorsonntag in Magdeburg nicht wieder", stöhnte Trainer Fritzsch. Diese Worte trafen den Kern, nannten die Hauptursache für das miserable Spiel der Rostocker. Worte des Lobes für Pankau und Seehaus in Magdeburg! Gegen Dynamo gehörten sie zu den Schwächsten! Steilpässe über 30 bis 40 Meter bei einer Abwehr vom Format der Berliner haben nur dann Erfolg, wenn sie präzise und auf die Flügel geschlagen werden. Mit der Genauigkeit hatten es aber die Rostocker nicht. Beispiel: Drei Abwehrspieler bemühten sich. Loster zu stoppen. Energisch jedoch setzte der Linksaußen einer Vorlage von Pankau nach, die eigentlich für Heinsch bestimmt war. Schon stand das Spiel 0:1.

Mindestens ebenso kraß war der Fehler beim Siegestor des SC Dynamo. Ohne Bedrängnis paßte abermals Pankau Quer vor seinem eigenen Strafraum, der Quirlige Bley gewann einen Zweikampf und vollendete. Solche simplen Fehler bleiben in der Oberliga heute nicht mehr ungestraft. Eiskalt waren Hall und Wolff immer wieder zur stelle, wenn die Berliner Angriffswogen über den rechten Flügel rollten, wenn die Rostocker Abwehr gehetzt wurde. Die Platzbesitzer waren selbst nach dem 2:2-Ausgleichstor. das nach einem Eckbali des außerordentlich schwachen Madeja Linksaußen Barthels besorgte, nicht in der Lage, wenigstens eine Punkteteilung zu erreichen. Pfiffe von den treuen Fußballfreunden auf den Rängen und zwei Minuspunkte auf eigenem Platz - das war die Quittung für eine mangelhafte Leistung des SC Empor Rostock.

SC Empor Rostock:
Heinsch; Sackritz; Wruck, Hergesell, Pankau; Seehaus, Madeja, Kleiminger, Habermann, Drews, Barthels
SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Dorner; Heine, Skaba, Mühlbächer; Unglaube, Wolff, Bley, Hall, Meyer, Loster

0:1 Loster             (34.)
1:1 Barthels           (49.)
1:2 Hall               (76.)
2:2 Barthels           (84.)
2:3 Bley               (85.)

Schiedsrichter:        Vetter (Schönebeck)
Zuschauer:             10.000


Rolf Rautenberg, Neue Fußballwoche, 23.02.1965