15. Spieltag 1964/65: SC Dynamo Berlin - SC Leipzig 2:0

Zuviel Mittelmäßigkeit / wenig Kombinationsfluß / Kein berauschender Auftakt zur zweiten Runde / Läuferspiel ohne Konstruktivität
Die Erwartungen nach so langer Spielpause waren hochgesteckt, zu hoch, wie es sich erwies. Beide Mannschaften machten nicht den Eindruck, fußballheißhungrig in dieses Treffen gegangen zu sein. Vor allem aber vermißte man über weite Strecken des Kampfes das harmonische Zusammenwirken der Mannschaftsteile, was auch beim Gast, den Zuschauer und Experten höher eingeschätzt hatten, mehrmals kraß zutage trat. So stockte der Spielfluß immer wieder, wenn sogar offen adressierte Pässe nicht an den Mann kamen und Paßfolgen im Keim erstickt wurden. Beide Kollektive offenbarten die gleichen Schwächen. Sie begannen in der Hintermannschaft, in der die Stopper hier wie dort keine klare Linie fanden und Gießner wie Heine ihr Heil oftmals in unkontrollierten Schlägen suchten. Aber auch beide Läuferreihen fanden nicht zum konstruktiven Spiel. Mühlbächer beim Gastgeber begann zwar mit gewohnter Cleverness, tauchte dann aber mehr und mehr unter, als er sich betonter Abwehrarbeit widmete. Sein Nebenmann Unglaube bemühte sich wohl um offensive Wirkung, erreichte sie aber nicht im erforderlichen Maße.

Ähnlich wirkungslos operierte auch das Leipziger Duo. Weder Trojan, der oftmals noch hinter seinem Stopper zu finden war, noch Drößler waren eine wirkliche Unterstützung des Angriffs. Die Folge war ein Sturmspiel, das in nur wenigen Phasen wirklich drangvoll und zwingend war. So kam bei den Berlinern weder Meyer recht zur Geltung noch Bley oder Wolff und Loster. Allein Hall vermochte es, den Gegner mit energischen Aktionen in Bedrängnis zu bringen. Ihm waren auch die Gefahrenmomente zu verdanken, in denen sich die Gäste befanden, als ihre Anfangsoffensive verpufft war. Er markierte Tor Nummer eins, als Gießner mit dem Eingreifen zögerte, und auch das zweite resultierte aus seiner Vorarbeit, von der Bley profitierte, der den von der Latte zurückspringenden Ball eindrücken konnte. Der Angriff des SC Leipzig deutete in einigen Spielabschnitten an, wie er zu spielen versteht. Dann, wenn Engelhardt, ohne sich um die Attacken des Gegners zu kümmern, mit dem Ball am Fuß durchbrach und seinen Kameraden Einschußmöglichkeiten servierte.

Aber nach einigen Fouls büßte er viel von seiner anfänglichen Gefährlichkeit ein. Und da Zerbe und Trölitzsch viele Wünsche offen ließen und auch der junge Naumann mit seiner Aufgabe als Halbstürmer nur schwer zurecht kam, ging effektive Gefahr in der Hauptsache vom Mittelstürmer Frenzel aus, der mit schnellem Antritt und prächtigem Einsatz oft mehrere Gegner in Verlegenheit brachte. Seine besten Leistungen bot der Gästeangriff in den Momenten, in denen es galt, den Rückstand wettzumachen. So war der Ausgleich unmittelbar nach der Pause das Produkt einer gelungenen Kombination, die Naumann mit einem herrlichen Direktschuß abschloß. Und auch das 2:2 sah in seiner Vorbereitung gut aus. Erst ein Foul bremste die Paßfolge. Den Freistoß von halblinks köpfte Frenzel ein, als sämtliche Hintermannschaftsspieler Dynamos wie erstarrt schienen.

SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Dorner; Heine, Skaba, Mühlbächer; Unglaube, Wolff, Bley, Hall, Meyer, Loster
SC Leipzig:
Weigang; Franke; Gießner, Geisler, Trojan; Drößler, Engelhardt, Trölitzsch, Frenzel, Naumann, Zerbe

1:0 Hall               (34.)
1:1 Naumann            (49.)
2:1 Bley               (60.)
2:2 Frenzel            (69.)

Schiedsrichter:        Schulz (Görlitz)
Zuschauer:             2.000


Willi Conrad, Neue Fußballwoche, 16.02.1965