14. Spieltag 1964/65: SC Dynamo Berlin - SC Motor Jena 0:0

Glanzpunkt der Dynamo-Deckung: Mühlbächer / Jenaer Angriff eine einzige Enttäuschung
Mag die Kritik hart sein: Die Leistung Jenas in der ersten Halbzeit war eines Tabellenzweiten unwürdig, das Anstürmen des SC Motor in seiner großen Drangperiode der zweiten Hälfte nicht immer klug. Wir wollen dies begründen: Gegen einen an und für sich harmlosen Dynamo-Sturm hatten die Rock (er sah nicht immer gut gegen Hall aus!) & Co. einige Schwierigkeiten. Denken wir nur an die 30. Minute, der vor dem Berliner Tor ein an das Torgebälk sausender 25-m-Freistoß von Müller vorangegangen war: Völlig unbeachtet konnte Unglaube, 12 m freistehend vor Jenas Tor, in Ballbesitz kommen. Das hätte das 0:1 sein müssen. Und auf der anderen Seite: ein fast harmloses Jenaer Angriffsspiel. Roland Ducke viel zu oft - nicht nur er - zurückhängend. Peter Ducke wieder einmal zu ballverliebt, seine Flanken kamen bei einigen Soli am rechten Flügel zu nahe vor das Berliner Tor und wurden so die Beute der Berliner Abwehr.

Apropos Berliner Abwehr. Nach dem 0:5-Debakel in Dresden war man in Jena erstaunt, mit welcher Sicherheit diese Deckung operierte. Ohne den lediglich im Abspiel schwächeren, in der reinen Zerstörungsarbeit aber diesmal gutklassigen Heine, ohne den aufopferungsvoll kämpfenden Dorner und Skaba wehe tun zu wollen: Der ausgesprochene Glanzpunkt dieser Dynamo-Abwehr war Mühlbächer. Er zeigte eine Leistung, die zumindest an diesem Tag Extraklasse war. Seine Ruhe und Umsicht, sein Stellungsspiel und sein Dirigieren der Nebenleute, selbst in kritischsten Situationen, forderten Sonderbeifall heraus. Und kritische Situationen hatte diese Berliner Deckung, vornehmlich in der zweiten Halbzeit, in großem Maß zu überstehen. Viel zu engmaschig operierte der Jenaer Angriff, wollte immer wieder in der Mitte "durch" und vernachlässigte einige Male die Flügel. Erfreulich, daß Dynamo bis zum Schluß auch um offenes Feldspiel bemüht war, also keineswegs "mauerte".

Um ein Haar hätte Wolff nach einer die gesamte Jenaer Deckung ausschaltenden Linksflanke eine Minute vor Schluß das goldene Tor für die Berliner erzielt. Aber auf der Torlinie rettete Krauß. Es blieb bei einem 0:0; bei den Jenaern wurde im Angriff lediglich der unermüdlich kämpfende Knobloch zu einer wirklichen Gefahr für die Berliner Abwehr. Ihm am nächsten stand auf Jenaer Seite noch Hergert, dem wir allerdings erneut einige unsaubere Attacken gegen die erfreulich fair spielenden Gäste ankreiden müssen. Es besteht allerdings kein Zweifel mehr darüber, daß die Thüringer von ihrer Bestform ein gut Stück entfernt sind. Im gleichen Atemzug aber wollen wir ihnen auch zugute halten, daß sie derzeit ohne jegliches Schußglück operieren. Chancenmäßig waren sie auf alle Fälle im Vorteil, die Routine der Dynamo-Abwehr aber half über die kritischsten Momente. Erwähnt werden soll, daß Renk wegen einer Kopfverletzung (Freistoß - Bombe Müllers streckte ihn zu Boden) von der 34. bis 45. Minute nicht dabei war.

SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Dorner, Heine, Skaba; Mühlbächer, Unglaube; Wolff, Bley, Hall, Renk, Loster
SC Motor Jena:
Fritzsche; Stricksner, Rock, Marx; Hergert, Krauß; Knobloch, Müller, P. Ducke, Lange, R. Ducke

Schiedsrichter:        Müller (Kriebitzsch)
Zuschauer:             6.000

Peter Palitzsch, Neue Fußballwoche, 30.03.1965