26. Spieltag 1962/63: SC Dynamo Berlin - BSG Motor Zwickau 1:1

Ohne echte Spannung / Kein packender Kampf, aber ein recht gutes Spiel
Das war keine Zwickauer Elf im Pokalstil und auch keine Dynamomannschaft, die bedingungslos nach Punkten jagte. Beiden merkte man nur zu deutlich an, daß sie keine Sorgen mehr drückten, und daß nichts mehr auf dem Spiel stand als bestenfalls ein Sieg. Aber den Zuschauern war es natürlich nicht recht, daß die belebenden, die prickelnden Situationen, zumindestens vor der Pause so ganz und gar durch gefälliges Kombinationsspiel ersetzt werden sollten. Zu sehr beschränkten sich beide Gegner auf, zugegeben manchmal recht hübsch anzusehende, aber im Grunde doch drucklose Paßfolgen, die in Strafraumnähe meistens verebbten. Die Gäste demonstrierten diese Art des Spiels übrigens besser und auch früher als die Berliner. Kombinationen über viele Stationen, oftmals auch direkt gespielt, ließen den Pokalsieger gut aussehen.

Aber das geschah doch zu sehr aus dem Stand, um nicht nur gefällig zu wirken, sondern auch gefährlich zu sein. Da sich Speth nur selten zu energischen Aktionen aufraffen konnte und E. Franz nicht recht zum Zuge kam, blieb es allein dem Innentrio überlassen, aus den Spielzügen etwas zu machen, das für Gefahr im Strafraum der Berliner gesorgt hätte. Daraus wurde nichts, zumindest nicht vor der Pause. Hinzu kam, daß Gruner, sonst tempostark und energischer Motor, nicht die gewohnte Form mitbrachte und nicht wie gewohnt zum Sturm blies. Die Gastgeber, zu Beginn ähnlich harmlos, steigerten sich nach dem Wechsel zusehends, sorgten für Druck und durch zügigere Spielweise auch für Stimmung. Renk, für den verletzten Schröter auf Halblinks stürmend, sorgte schließlich in besonnener Manier für die Führung. Klingbiel und Geserich, der offensive Maschke und auch Mühlbächer wurden zusehends torgefährlicher und zwangen Motor Zwickau, nun ebenfalls energischer zu kontern.

Die Gäste verdankten es ihrem reaktionsschnellen Torhüter Meyer, daß sie in dieser Zeit nicht höher ins Hintertreffen gerieten. Er holte sich, rückwärts springend einen todsicheren von der Linie und stand auch beim Nachschuß aus knapp vier Metern goldrichtig. Die Zwickauer ließen auch nach dem Verlusttreffer nicht von ihrer Spielweise ab, aber sie zeigten doch hin und wieder, zu welcher Angriffsgefährlichkeit sie fähig sein können. Das Ausgleichstor bewies das nachdrücklichst. Eine breitangelegte Ballpassage über die ganze Feldbreite schloß der Linksaußen mit einem Flankenball ab, den Hentschel per Kopf seinem Mittelstürmer vorlegte, und der feuerte direkt und herrlich scharf ab. Auch in der Folgezeit erzwangen sie genau so viele Torchancen wie die Berliner. ohne allerdings die sichere Dynamo-Deckung zu überwinden.

SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Dorner; Heine, Skaba, Nebeling; Maschke, Klingbiel, Bley; Mühlbächer, Renk, Geserich
BSG Motor Zwickau:
Meyer; Glaubitz; Beier, Röhner, Gruner; Dimanski, E. Franz, Witzger; Jura, Henschel, Speth

1:0 Renk               (50.)
1:1 Jura               (73.)

Schiedsrichter:        Köpcke (Wusterhausen)
Zuschauer:             1.000


Willi Conrad, Neue Fußballwoche, 07.05.1963