25. Spieltag 1962/63: SC Aufbau Magdeburg - SC Dynamo Berlin 0:2

Zum Kampf muß das Spiel kommen / Blinder Magdeburger Eifer schadet nur / Zweifacher Torschütze: Geserich / Behne, Hirschmann in der Deckung gebunden
Daß blinder Eifer nur schadet, sagt ein altes Sprichwort, das auch auf den Fußball anzuwenden ist. Zwar spürte man, wie der SC Aufbau brannte, zwar merkte man jedem einzelnen an, daß er elanvoll um den Sieg zu kämpfen bereit war, doch niemals flossen die Bemühungen des einzelnen harmonisch zu denen eines geschlossenen Kollektivs zusammen. Das lag einmal daran, daß jeder zuviel auf eigene Faust versuchte, nie den Blick für die Situation und den Nebenmann bewies, zum anderen daran, daß insbesondere Behne und Hirschmann, sonst Regisseure und Stützen ihrer Mannschaft, niemals in der Lage waren, ihre Kameraden einzusetzen, und schließlich daran, daß Kampfgeist zwar gut ist, jedoch nur wenig nützt, wenn er nicht mit den erforderlichen Fertigkeiten verbunden wird. Und gerade das enttäuschte diesmal so am SC Aufbau, weil man sonst weit bessere Leistungen in dieser Hinsicht gewöhnt ist, weil man glaubte, daß die bedrohliche Lage alle Kräfte wecken würde.

Nichts dergleichen: Wie wohltuend hoben sich davon die Berliner ab. Sie kämpften zwar nicht minder verbissen (Dorner, Heine), sie riskierten zwar ebenfalls einiges auf eigene Faust (Geserich, Mühlbächer), doch keineswegs wurde dabei das Spiel vergessen! Gerade in härtester Bedrängnis kamen insbesondere bei Dorner und Heine zum heißen Herzen der kühle Kopf, wurden so aus der Abwehr heraus bereits die Fäden geknüpft, die sich über die Läufer fortsetzten und von den Stürmern, allerdings in erster) Linie nur von Geserich, entschlossen genutzt wurden. Der Linksaußen verriet diesmal mehr Übersicht, überlief Kubisch fast nach Belieben, flankte gefährlich und geizte vor allem nicht mit kraftvollen Schüssen. Wären Bley und Klingbiel mehr seinem Beispiel gefolgt, so wäre ein höherer Erfolg durchaus möglich gewesen. Das vor allem gab den Ausschlag: Dynamo ließ sich auch nach dem Führungstor nie von der spielerischen Linie abbringen, gab nie das Mittelfeld und damit die Initiative preis. Man suchte seine Chance im offenen Feldspiel und fuhr dabei ausgezeichnet.

Da gab es keine Sonderbewachung, keinerlei Einengungen; und der Erfolg spricht schließlich für die Richtigkeit dieser Auffassung. Gerade dadurch kam der SC Aufbau nie wie gewünscht ins Spiel, wurden die das Mittelfeldspiel gestaltenden Kräfte (Behne, Hirschmann) zumeist mit Deckungsaufgaben gebunden und fanden einfach keine Mittel, ihren Angriff anzukurbeln. So erhielten die Spitzen Schmidt, Walter, Stöcker kaum torschußreife Pässe, kapitulierten mit zunehmender Spielzeit vor ihren überlegeneren Bewachern, Nach dem 0:1 (Geserich hatte nach Mühlbächers Zuzspiel entschlossen die Schwäche von Wiedemann und Blochwitz genutzt, die sich gegenseitig behinderten und ins leere Tor geschoben) wurde der SC Aufbau noch kopfloser. Weit und hoch wurden die Bälle nach vorn gedroschen, und da war bei der sicheren Deckung, in der auch Bräunlichs Faustparaden gefielen, kein Durchkommen. So war das zweite Tor, ebenfalls von Geserich mit kraftvollem Schuß nach einer Faustabwehr von Blochwitz (wo war da die Aufbau-Deckung) Ausdruck der klügeren Spielweise.

SC Aufbau Magdeburg:
Blochwitz; Kubisch; Busch, Wiedemann, Röpke; Behne, Schmidt, Hirschmann; Walter, Eckardt, Stöcker
SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Dorner; Heine, Skaba, Nebeling; Maschke, Klingbiel, Bley; Mühlbächer, Schröter, Geserich

0:1 Geserich           (58.)
0:2 Geserich           (90.)

Schiedsrichter:        Köhler (Leipzig)
Zuschauer:             9.000

Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 30.04.1963