18. Spieltag 1962/63: SC Turbine Erfurt - SC Dynamo Berlin 1:1

Stopper im Mittelpunkt / Linke Flügelstürmer Heidner und Geserich gefielen
Die in den Oberliga-Berichten immer wiederkehrende Behauptung, daß es unseren Mannschaften an gutklassigen Flügelstürmern mangelt. wurde in Erfurt an diesem Sonntag - zumindest eine Stunde lang - widerlegt. Keiner der vier Außenverteidiger war nämlich in der Lage, seinen direkten Gegenspieler zu halten. Dorner hatte gegen den drangvollen und angriffsschnellen Heidner während des gesamten Spieles Schwierigkeiten, die den Linksaußen des SC Turbine zum gefährlichsten Stürmer seiner Elf werden ließ. Skaba konnte zwar nach einer gewissen Einlaufzeit Gratz bremsen, wurde aber immer dann überlaufen, wenn Knobloch oder Dittrich am rechten Flügel auftauchten. Auf der anderen Seite hatte Schumin gegen Geserich überhaupt keine Bande. Gegen den leichtfüßigen Berliner wirkte der Nachwuchsmann des SC Turbine sehr schwerfällig und langsam, und so kamen die wenigen Chancen, die sich der SC Dynamo erspielte, fast ausnahmslos über den linken Flügel. Am besten von den Außenverteidigern sah noch Franke gegen Klingbiel aus. Aber auf das Konto des Erfurter Mannschaftskapitäns geht dafür die Hauptschuld am Führungstreffer der Berliner.

Wenn trotz dieser Fakten den Sturmreihen nur je ein Treffer gelang, so war das neben der Tatsache, daß sich die Außenverteidiger später doch steigerten, in der Hauptsache ein Verdienst der beiderseitigen Stopper. Sie zählten zu den besten Akteuren der insgesamt gesehen recht interessanten Begegnung. Heine ging kein Risiko ein. schlug die Bälle zwar verschiedentlich auch unnötig - über die Außenlinie, ließ dafür aber weder Knobloch noch Seifert auch nur ein einziges Mal durchlaufen. Beeindruckend dabei sein Einsatz und seine Schnelligkeit. Läuferisch nicht so hervortretend. aber im Stellungsspiel und der Schlagtechnik hervorragend, der Erfurter Stopper Wehner, der auch seine Kopfballduelle durchweg gewann. Gut auch die Torleute, wobei der bedeutend mehr beschäftigte Bräunlich naturgemäß auch viel öfter Gelegenheit hatte, sich auszuzeichnen. Die auffallende Persönlichkeit im Mittelfeld erneut der Erfurter Bach; diesmal als Halbrechter nominiert, seinen Aktionsradius aber über das gesamte Feld ausdehnend. Beim SC Dynamo enttäuschte der Innensturm. Schröter orientierte sich meist weit nach hinten. Schnaase verzettelte sich in Zweikämpfen mit Wehner, die er fast alle verlor, und der Ex-Erfurter Hoffmann blieb bei seinem Oberliga-Debüt blaß.

SC Turbine Erfurt:
Bojara; Schumm; Wehner, Franke, Dittrich; Drzysga, Gratz, Bach; Knobloch, Seifert, Heidner
SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Dorner; Heine, Skaba, Stumpf; Bley, Klingbiel, Schröter; Schnaase, Hoffmann, Geserich

0:1 Schröter           (29.)
1:1 Heidner            (31.)

Schiedsrichter:        Köpke (Wusterhausen)
Zuschauer:             12.000

Gerhard Weigel, Neue Fußballwoche, 19.02.1963