38. Spieltag 1961/62: SC Dynamo Berlin - SC Rotation Leipzig 2:1

Nach großem Start schwächer / Diese Unausgeglichenheit, diese Chancen!
Ein Spiel, in zweierlei Hinsicht geradezu typisch für den Stand des Fußballs bei uns.

1. Die Unausgeglichenheit:
Großartig begann Dynamo. Angetrieben von Maschke-Schröter steigerten sich Schmidt, Quest, Bley, Klingbiel in eine Spiellaune, wie man sie lange nicht sah. Fast schulmäßig liefen die Angriffe, meist über die Flügel, die Deckung der Gäste zur Wirkungslosigkeit verurteilend. Das, was Dynamo in diesen ersten 20 Minuten bot, war mit einem Wort großartig. So sehr dieses Lob angebracht ist, so gerechtfertigt erscheint der Tadel für die weiteren 70 Minuten. Als stünden andere Spieler auf dem Feld, so bewegten sich die Akteure, die zuvor noch so auftrumpften. Das war nicht allein mangelnde Konzentration nach dem 2:0, Schonen der Kräfte. Das ist vor allem nicht ausgeprägtes Können, wenn man derart nachläßt, denn so sehr steigerte sich Rotation nicht. Zwar spielten die Gäste dann besser - Fettke, Liesewicz, Engelhardt (aber zu eigensinnig) insbesondere, kamen bedrohlich auf, allein sie scheiterten, weil zuviel auf eigene Faust versucht wurde und die Dynamo-Deckung (Dorner) sauber kämpfte.

2. Mißverhältnis Chancen-Tore:
Die Finger beider Hände reichen kaum aus, die Chancen zu zählen, die Dynamo herausarbeitete. Doch genutzt wurden nur zwei. Was die Schmidt. Bley und Quest an völlig sicheren Möglichkeiten vergaben, geht nicht auf die berühmte Kuhhaut, zeigt, worin noch eine wesentliche Schwäche unseres Fußballs besteht.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Mühlbächer, Maschke; Schmidt, Bley, Quest, Schröter, Klingbiel
SC Rotation Leipzig:
Klank; Herzog, Faber, Pfeufer; Fettke, Geisler; Engelhardt, Lisiewicz, Trölitzsch, Behla, Zerbe

1:0 Quest              ( 2.)
2:0 Bley               (38.)
2:1 Engelhardt         (63.)

Schiedsrichter:        Warz (Erfurt)
Zuschauer:             2.000


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 05.06.1962