37. Spieltag 1961/62: SC Aufbau Magdeburg - SC Dynamo Berlin 0:1

Aufbegehren erfolglos / Kollektive Stärke triumphierte
Dieser kämpferische Einsatz der Magdeburger Jungen, dieser bedingungslose Wille zum Kampf nötigen größte Hochachtung ab, wenngleich der SC Aufbau erneut mit dem Geschick hadern wird, nach leidenschaftlich geführtem Spiel als Unterlegener vom Feld gegangen zu sein. Unverkennbar beflügelte die Elbestädter die drohende Gefahr, im Falle einer Niederlage gegen den SC Dynamo in größte Abstiegsgefahr zu gelangen, und es hatte durchaus den Anschein, daß diese Erkenntnis Energien bei den Magdeburgern frei zu machen schien, die sich spielentscheidend auswirken mußten.

Und alles deutete auch darauf hin, daß der Ausfall Walters - der etatmäßige Mittelstürmer hatte sich beim Training am linken Fuß einen Bluterguß und eine Zerrung zugezogen, die seinen Einsatz unmöglich machten - den Ehrgeiz seiner Mannschaftskameraden nur noch verstärkte, das Schicksal gegen die Berliner Dynamo-Elf zu zwingen. Doch sosehr dieses Bemühen auch spürbar wurde, verwirklichen ließen sich die guten Vorsätze nicht. Es hieße die Tatsachen negieren, würde man verschweigen, daß bei allem läuferischen Aufwand der Magdeburger Angriffsreihe, bei restloser Hingabe von Röpke und Hirschmann und bedingungslosem Fight der engeren Abwehr es zwar an gefährlichen, erfolgversprechenden Aktionen nicht mangelte, der entscheidende Torabschuß jedoch bei einer Vielzahl von aussichtsreichen Chancen größte Wünsche offenließ.

Und als Schmidt nach einem herrlichen Schuß von Stöcker, der vom Pfosten ins Feld zurückprallte, in der 73. Minute das Leder hoch am linken Eck vorbeijagte, anstatt überlegt und kaltschnäuzig den Ball einzuschieben, war der Elan des SC Aufbau gebrochen, alle Nervenstärke dahin. Dieses herbeigesehnte Ausgleichstor hätte den stürmischen Angriffsdrang der Magdeburger in der zweiten Hälfte krönen müssen, es hätte 1000 Lasten von ihren Herzen genommen. Aber es war vom SC Aufbau nicht zu erspielen, und erzwingen ließ es sich gegen den SC Dynamo nicht. In Marquardt, Heine und Schröter besaßen die Berliner die größten Aktivposten, wenngleich dieser Erfolg dem vorbildlichen kollektiven Zusammenwirken der gesamten Mannschaft zu verdanken war.

Selten kämpften Dorner und Skaba mit derartiger Hingabe bei unerbittlichen Zweikämpfen und Kopfballduellen. Selten auch erlebten wir von Maschke und Mühlbächer eine derart kluge Spiel- und Raumaufteilung, von der sowohl die Deckung als auch der eigene Angriff profitierten. Und wenn sich dennoch Gefahrenpunkte auftaten, es blitzschnellen Zugriffes von Heine bedurfte, war der in Länderspielform auftrumpfende Mittelverteidiger stets zur Stelle. Diese Deckung war festgefügt, in ihr orientierte sich jeder stets auf den unmittelbaren Gegenspieler, um jede Verwirrung und Nervosität zu vermeiden und von vornherein Ruhe und Sicherheit in das eigene Spiel zu bringen. Sicher brachte der Dynamo-Angriff nicht in dem Maße den kämpferischen Aufwand, wie es die Magdeburger taten. Doch der Einfallsreichtum Schröters und die spielerischen Qualitäten Klingbiels, Bleys und Quests waren noch immer groß genug, um für konstruktive Spielzüge und gefährliche Konter zu sorgen.

SC Aufbau Magdeburg:
Blochwitz; Kubisch, Busch, Betschlag; Röpcke, Hirschmann; Schmidt, Weimann, Eckardt, Stöcker, Abraham
SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner; Heine, Skaba; Mühlbächer, Maschke; Schmidt, Bley; Quest, Schröter, Klingbiel

0:1 Klingbiel        (28.)

Schiedsrichter:      Glöckner (Leipzig)
Zuschauer:           5.000 in Rathenow.

Günter Simon, Neue Fußballwoche, 29.05.1962