34. Spieltag 1961/62: SC Einheit Dresden - SC Dynamo Berlin 3:1

Regisseur und Vollstrecker: Walter / Wohl stürmte Dynamo, hatte Vorteile, doch Einheit erzielte die Tore
Die Berliner mögen sich verdutzt angeschaut haben als der Pausen-Pfiff ertönte. Da hatten sie das Spiel eindeutig bestimmt, den Gegner beherrscht - und nichts gewonnen, als einige Eckbälle und zwei Lattenschüsse. Der Verdacht mag ihnen gekommen sein, daß die Dresdner außer ihrer großartigen Verteidigung (Pfeiffer, Zange!) eine Art Klabautermann Im Spiel gehabt haben müssen, der immer dann den Ball wegpustete, wenn er schön maßgerecht vor dem Senkel lag.  Aber was half's? Der SC Einheit führte mit zwei Toren! Den ersten Schock erhielten die Berliner, als schon in der sechsten Minute Walter einen 30-m-Freistoß durch die Mauer mit so unheimlicher Schärfe jagte, daß er - abprallend und in eine andere Richtung weiterfliegend - den verzweifelt herumhechtenden Bräunlich zwangsläufig nasführte.

Das 2:0 kam auch mit "Bande" zustande. Einen Eckball setzte Kropp sofort wieder aufs Tor, aber erneut sprang er zur Seite. Diesmal Döschner genau vor die Füße, der tatsächlich in dem Spielerknäuel noch eine Lücke fand. Zwischen diesen beiden Toren lag eine spielerisch ebenso schwache wie kämpferisch über alles Lob erhabene Partie der Dresdner. Welchen enormen leistungssteigernden Wert Tore besitzen, wurde nach der Pause deutlich. Jetzt, gegen den Wind spielend, verbesserten sich die Dresdner wesentlich. Zwar blieben die Gäste nach wie vor im Mittelfeld die Besseren, aber Dresdens Angriffe wurden konstruktiver und dadurch zugleich gefährlicher. Heine war nicht in der Lage, bei den blitzschnellen Konterschlägen der Gastgeber seine ohnehin nicht sattelfeste Abwehr zu organisieren, zumal Dorner bald In den Sturm beordert wurde, um vielleicht doch noch eine der zahlreichen Chancen zu nutzen.

Wie relativ einfach Heine & Co. zu düpieren waren, demonstrierte Einheit beim dritten Tor. Walter, der überragende Mann auf dem Platz, der Ballschlepper und Ballverteiler, der Dränger und Vollender in einer Person, jagte ganz links auf und davon. Blitzschnell stoppte er ab. bediente Kropp, der sofort an Zukunft weiterleitete. Schnell überlief der Linksaußen die gesamte Berliner Deckung - aus vier Meter hatte dann Bräunlich keine Chance mehr. Schon vorher hatte sich bei allen Bemühungen leichte Resignation im Berliner Team breitgemacht. Maschkes starker Offensivdrang und Schröters Einfalle blieben doch zu sehr ohne Gegenliebe. So rechnete keiner mehr mit dem durchaus verdienten Ehrentor.

SC Einheit Dresden:
Großstück; Zange, Pfeifer, H. Jochmann; Tauscher, Weinreich; Walter, Döschner, Engels, Kropp, Zukunft
SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Dorner, Heine, Skaba; Becker, Maschke; Schmidt, Wolf, Bley, Schröter, Quest

1:0 Walter           ( 6.)
2:0 Döschner         (37.)
3:0 Zukunft          (76.)
3:1 Maschke          (79.)

Schiedsrichter:      Köpke (Wusterhausen)
Zuschauer:           10.000

Rolf Dietz, Neue Fußballwoche, 01.05.1962