33. Spieltag 1961/62: SC Dynamo Berlin - BSG Lok Stendal 3:2

Zum Schluß um Sieg gebangt / EindrucksvoIIer Abschied aus der  Oberliga von Lok Stendal Mühlbächer erzielte drei, Lindner zwei Tore / Gäste mit besserer Ballbehandlung
Das sind die letzten Szenen des langen Meisterschaftsjahres 1961/62: Eckball von links für Lok. Bräunlich faustet ins Aus. Erneuter Eckball. Diesmal von rechts. Wieder abgewehrt. Doch Küchler drängt nach. Freistoß für Lok kurz vor der Strafraumgrenze. Liebrecht läuft an. Von der Mauer prallt der Ball ins Aus. Die dritte Ecke innerhalb weniger Minuten. Doch sie wird nicht mehr ausgeführt. Schiedsrichter Schilde aus Bautzen pfeift zum letzten Male. Für die Stendaler war es ein doppelter Abschied. Der von der Meisterschaft und der aus der Oberliga. Und fast auch sind jene erwähnten Szenen ein wenig kennzeichnend für den langen Kampf der sympathischen Lok-Fußballer um den Klassenerhalt.

Stürmisch kämpften und spielten sie in den letzten Monaten. Allein, es reichte nicht mehr, die erforderlichen Punkte zu gewinnen, ebensowenig, wie es diesmal reichte, obwohl man zum Schluß klar das Geschehen beherrschte. Den schnellen Rückstand jedoch konnte man einfach nicht wettmachen, wie auch jenen nicht, den man vor allem in den ersten beiden Serien hinnehmen mußte. Die Ursachen für die Niederlage in diesem Spiel liegen bei den Stendalern selbst. Wenn ein Verteidiger im eigenen Torraum dribbelt (Felke), so darf er sich nicht wundern, daß das bestraft wird. Mühlbächer, mit feinem Kopfball schon das 1:0 erzielend, tat das, indem er Bleys Vorlage einschob.

Wenn die Deckung einen vorprellenden Läufer (Maschke) nicht beachtet, dann bringt das meist Gefahr. Maschke  spielte Mühlbächer ein, der vollendete. Zweimal lag Dynamo mit zwei Treffern vorn. Schon in der 10. Minute, und es sah fast nach einem noch klareren Vorsprung aus, doch Bleys Schuß, nach großartigem Alleingang, prallte vom Pfosten. Zweimal erspielte sich Lok den Anschluß, beide Male durch Lindners Scharfschüsse, nach kluger Vorarbeit durch Strohmeyer und Güssau. Zu mehr langte es (noch) nicht. Die Betonung liegt dabei auf dem "Noch"! Denn was Lok zeigte, das war recht beeindruckend. Gut die Ballbehandlung, das technische Können der Gäste (nur Pelke und Backhaus fielen diesmal etwas ab); klar die Anlage des Spiels, in diesen Dingen insgesamt sogar Dynamo übertreffend.

Allein die Erfahrung, die Übersicht im Zweikampf fehlen noch. Die Zeit wird aber auch das mit sich bringen, und dann dürfte man von dieser Elf noch einiges hören. Der SC Dynamo behauptete im letzten, dem 273. Meisterschaftsspiel, den dritten Platz. Das dürfen die Männer um Schröter als Erfolg buchen. Sie müssen sich aber auch darüber im klaren sein; daß es im kommenden Jahr weitaus besserer Leistungen bedarf, das zu wiederholen. Zu unausgeglichen - auch diesmal zeigte sich das wieder - sind die Leistungen der einzelnen und dadurch auch die Gesamtwirkung. Diesmal konnte man vom schnellen Vorsprung zehren, doch in der Zukunft wird das nicht immer möglich sein...

SC Dynamo Berlin:
Bräunlich; Löhle, Heine, Skaba; Becker, Maschke; Bley, Renk, Mühlbächer, Schröter, Quest
BSG Lok Stendal:
Bergner; Prebusch, Liebrecht, Felke; Neubauer, Küchler; Strohmeyer, Lindner, Backhaus, Hartel, Güssau

1:0 Mühlbächer       (8.)
2:0 Mühlbächer       (10.)
2:1 Lindner          (24.)
3:1 Mühlbächer       (42.)
3:2 Lindner          (63.)

Schiedsrichter:      Schilde (Bautzen)
Zuschauer:           1.500

Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 19.06.1962