25. Spieltag 1961/62: BSG Lok Stendal - SC Dynamo Berlin 3:1

Jeder steigerte sich erheblich / Das gab den Ausschlag für Stendals Erfolg
Die Stendaler bewiesen, daß ihre letzten Erfolge nicht auf Zufälligkeiten beruhen. Weißkopf hat die Folgen seiner langwierigen Verletzung restlos überwunden und ist wieder zur zentralen Kraft der Abwehr geworden, die somit an Sicherheit und Wirkung gewonnen hat. Hierzu trägt auch die gute Form des Torhüters Bergner nicht wenig bei. Küchler und Neubauer teilen sich die Aufgaben eines Läuferpaares auf; Küchler widmete sich im allgemeinen mehr dem Aufbau, Neubauer mehr der Abwehr. Das ist aber kein starres Schema, wie das von Neubauer in der 56. Minute nach turbulenter Strafraumszene erzielte Tor beweist. Der Angriff hatte in Güssau und Strohmeyer gefährliche Flügel, wobei Strohmeyer beim Aufbau der Angriffe im Mittelfeld zusätzlich wertvolle Dienste leistete.

Die meist zurückhängend spielenden Halbstürmer Lindner und Hartel waren sehr fleißig und einsatzfreudig und vernachlässigten keineswegs ihre Deckungsaufgaben. Lindner erschien formverbessert, anzuerkennen seine unermüdlichen Bemühungen um den Spielfluß. Backhaus war kopfballstark, im übrigen gelang ihm aber nicht alles nach Wunsch. Hinzu kam bei allen Spielern der unbedingte Wille zum Sieg, Jedem Ball wurde nachgesetzt, keine Situation für aussichtslos angesehen. Es spricht für die Stendaler, daß sie die noch bestehende geringe Chance auf den Klassenerhalt mit großer Energie wahrnahmen. Wenn man die vorstehenden Zeilen liest, müßte man annehmen, daß die Platzbesitzer eine gute Leistung boten. Ganz so ist es nicht. Es sind bestimmt hier und da Abstriche zu machen.

Aber wir wollen diesmal davon absehen und die Bemühungen einer Elf anerkennen, die oft recht unglücklich Spiele verlor. Was soll man zu Dynamo sagen? Alle Spieler bemühten sich redlich um einen günstigen Spielausgang. Der kämpferische Einsatz war vorhanden, und die Stendaler Spieler werden es sicherlich bestätigen, daß ihnen das Siegen nicht leicht gemacht wurde. Die Sorgen der Berliner sind bekannt. Spieler wie Marquardt, Heine und Klingbiel sind nicht so ohne weiteres zu ersetzen. Hofmann wirkte nach längerer Verletzungspause erstmalig wieder mit, war dennoch nicht vollwertig. Zu den Schwächen im Angriff kamen jene in der Abwehr. Durch zu weites Aufrücken bot man dem Gegner förmlich die freien Räume an, die dieser geschickt zu nutzen wußte.

BSG Lok Stendal:
Bergner; Prebusch, Weißkopf, Felke; Küchler. Neubauer; Strohmeyer, Lindner, Backhaus, Hartel, Güssau
SC Dynamo Berlin:
Klemm; Dorner, Mühlbächer, Skaba; Bley, Maschke; Schmidt, Unglaube, Gadow, Schröter, Hofmann (60. Stumpf)

1:0 Güssau             (28.)
1:1 Schröter           (46.)
2:1 Neubauer           (56.)
3:1 Lindner            (83.)

Schiedsrichter:        Warz (Erfurt)
Zuschauer:             4.000


Walter Klingbiel, Neue Fußballwoche, 14.11.1961