20. Spieltag 1961/62: SC Dynamo Berlin - SC Einheit Dresden 5:1

Da war selbst Wendt machtlos / Klarer Dynamo-Erfolg auch in dieser Höhe verdient / SC Einheit kaum mit Oberliga-Reife
"Die ersten beiden Treffer fielen in psychologisch ungünstigen Augenblicken gegen uns", meinte Heinz Seifert, Einheits Trainer, der seit kurzem für die Geschicke der Oberliga-Mannschaft verantwortlich zeichnet, nach dem Schlußpfiff. "Vom ersten erholten wir uns noch, der zweite schockierte meine Mannschaft vollends." Gewiß, es sei zugegeben, daß zwei Treffer ziemlich zu Beginn beider Halbzeiten eine Mannschaft von ihrer Linie abbringen, sie ein wenig demoralisieren können. Und doch ist das in diesem Fall keineswegs die erste und einzige Begründung für die klare Niederlage der Dresdener. Wie es zu diesem 1:5 kommen konnte, ist mit einem Satz gesagt: Das, was der SC Einheit in Berlin bot, reicht keineswegs, um in der Oberliga bestehen zu können! Bei strengem Maßstab gibt es nur eine Ausnahme: Torwart Wendt!

Er bewahrte seine Elf noch vor einer weit höheren Niederlage, als er wiederholt Schüsse von Bley, Maschke, Dorner, Schröter parierte. Schon die Verteidiger (Zange) hatten Mühe, ihre Gegenspieler zu halten (dabei spielte Pfeifer noch viel zu risikovoll), die Läufer beschränkten sich lediglich auf Deckungsaufgaben, taten für den Aufbau kaum etwas, kamen durch den ständigen Dynamo-Ansturm einfach nicht dazu. Und der Sturm? Zu zählen waren die Angriffe, die wirklich erfolgversprechend aussahen, kaum etwas lief zusammen, Fehlpässe über Fehlpässe waren zu registrieren. Trommer, der zunächst einige Male davonstürmte, wurde mit zunehmender Spieldauer von Stumpf ebenso sicher beherrscht wie die anderen Einheitstürmer. Was es ausmacht, eine kämpfende, sich stets einsetzende Spitze zu haben, das bewies Konrad Dorner im Dynamo-Angriff. Zwei saubere Treffer erzielte er selbst (einmal spielte ihn Bley großartig frei, zum anderen verwandelte er Quests Ecke in mächtigem Hechtsprung mit dem Kopf zum schönsten Treffer des Tages), zwei weitere bereitete er durch seinen selbstlosen Einsatz vor.

Der sonstige Verteidiger ist freilich keine Patentlösung für die zentrale Sturmposition, hat dafür einige technische Schwächen, ist kein Kombinationsspieler, dafür aber durch seinen Elan stets gefährlich. Daß Dynamo, in den ersten sechs Spielen dieser Serie wurden gerade ebensoviel Tore erzielt, diesmal fünf Treffer herausholte, lag in erster Linie mit an ihm. Wobei zu erwähnen ist, daß Werner Heine einen 35-m-Freistoß mit gewohnter Präzision flach (bei dem glatten Boden doppelt gefährlich) einwuchtete. Die Berliner waren, neben ihren spielerischen Vorzügen, vor allem auch schneller, körperlich und geistig beweglicher als Einheit, auf dem glatten Geläuf ein Vorteil, der sich sehr bemerkbar machte. Als Bley und Mühlbächer nach der Pause die Plätze tauschten, kam noch mehr Schwung in die Angriffsaktionen.

SC Dynamo Berlin:
Noske; Stumpf, Heine, Skaba; Bley, Maschke; Schmidt, Mühlbächer, Dorner, Schröter, Quest
SC Einheit Dresden:
Wendt; Zange, Pfeifer, Jochmann; Tauscher, Losen; Walter, Döschner, Natusch; Kropp, Trommer

1:0 Dorner             (10.)
2:0 Heine              (50.)
3:0 Dorner             (60.)
3:1 Trommer            (61.)
4:1 Schröter           (81.)
5:1 Schmidt            (85.)

Schiedsrichter:        Bergmann (Hildburghausen)
Zuschauer:             2.000


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 10.10.1961