17. Spielag 1961/62: SC Dynamo Berlin - SC Aktivist Brieske-Senftenberg 1:1

Kluger Dirigent der Talente: Horst Franke / Zu spät besann sich Dynamo / Bester Mann: Scholz
Sieh da, die Briesker! Das zweite Unentschieden innerhalb von vier Tagen, beide nicht in Heimspielen erzielt. "Das ist gewiß keine schlechte Ausbeute", meinte Trainer Beulich, Keineswegs, zumal das 1:1 gegen den SC Dynamo nach einer zufriedenstellenden Leistung erzielt wurde. Zugegeben, die Berliner befinden sich derzeit nicht in ihrer besten Verfassung. Und doch imponierte, wie Aktivist zeitweise auftrumpfte. In leicht verschobener 4-2-4-Formation ging Brieske recht geschickt zu Werke. Horst Franke, er zählt zu den Spielern, die nun schon am längsten in unserer Oberliga stehen, zog sich zurück, spielte praktisch linken Läufer, wobei er aber, wenn es die Situation erforderte, weit mit nach vorn stieß. Heinz Scholz, mit der Nr. 6, wechselte auf die rechte Seite, fühlte sich dabei aber keineswegs allein an die Läuferposition gebunden, beschäftigte sich nicht nur mit Schröter, sondern tat dabei enorm viel für den Spielaufbau. Seine Leistung war großartig, hier paarten sich der unbedingte Kampfeswille mit dem spielerischen Vermögen, mit der Ausdauer und vor allem auch mit dem für einen Läufer so wichtigen Überblick.

Daß er die wichtige Vorarbeit für den Führungstreffer leistete (er spitzelte mit letztem Einsatz Schröter den Ball vom Fuß, lenkte zu Franke, der Haack bediente, dessen Kopfball endlich Grün erlief und vollendete), war die richtige Krönung seiner feinen Leistung. Wie sich seine Spritzigkeit und die Abgeklärtheit Horst Frankes auszahlten, das zeigte das Spiel. Umsichtig führte Franke die jungen Talente Haack, Grün und Kupferschmied, die erstaunlich selbstbewußt spielten, sich gut anpaßten und sicher ihren Weg machen werden. Dabei kann sich Aktivist auf eine solide Abwehr stützen, die durch Gentsch noch verstärkt wird. Klasserein dabei Krügers sauberes Kopfballspiel. Ja, diese Briesker diktierten lange Zeit das Geschehen, nutzten ihre spielerischen Mittel, gingen aber dabei mit einem Elan und einem Ehrgeiz an ihre Aufgabe, den man bei Dynamo lange Zeit vermißte. Erst spät kam größerer Zusammenhang in die Aktionen der Berliner, die weit über eine Stunde merkwürdig gehemmt, zerfahren und ohne Feuer wirkten.

Das lag vor allem daran, daß Mühlbächer zuwenig für den Spielaufbau, zuwenig aber auch für den Abschluß der Aktionen tat. Vergleicht man das Pensum von Scholz und Mühlbächer, dann hat man auch den Unterschied und einen Teil der Erklärung für die relativ schwache Leistung Dynamos, die recht starke der Briesker. Hinzu kam, daß weder Schmidt, der außer seinem lobenswerten Eifer wenig bot, noch Quest, der oft blind in die Abseitsfalle lief, noch Klingbiel, der zu großen Respekt vor seinem Gegner zeigte, ihre beste Form hatten. Bei Bley, der viel lief, dabei seine Kräfte nicht immer rationell genug einteilte, darf sich Dynamo bedanken, doch noch einen Punkt geholt zu haben. Sein Ausgleichstreffer war sehenswert: Quests Eingabe holte er mit dem linken Fuß herunter, um sofort rechts ins entlegene Eck abzuschießen. Es war kein großes Spiel, das die Jüterboger sahen. Es waren aber 90 recht kurzweilige Minuten, für die die Aktiven, in erster Linie die Briesker, sorgten. Zahlreiche spannende Torszenen vor allem gab es auf beiden Seiten, Schüsse, die so manches Tor wert waren.

SC Dynamo Berlin:
Noske; Dorner, Heine, Skaba (80. Hofmann); Bley, Maschke: Schmidt, Mühlbächer, Quest, Schröter, Klingbiel
SC Aktivist Brieske-Senftenberg:
Bergmann; Marotzke, Krüger, Matschack; Gentsch, Scholz; Grün, Kupferschmied, Haack, Lemanczyk, Franke

0:1 Grün               (63.)
1:1 Bley               (81.)

Schiedsrichter:        Warz (Erfurt)
Zuschauer:             2.000


Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 19.09.1961