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Klingbiel stürmte wie ein Tornado / ...aber Rotation ließ sich auch nach dem 0:2 nicht erschüttern Janos Gyarmati riß es in der 62. Minute von der Trainerbank. Klingbiel hatte sich in unmittelbarer Nähe der Mittellinie
das Leder geangelt und war in einem tollen Sturmlauf durch die Rotation-Deckung gezogen. Sein Schuß von der Strafraumgrenze schlug ein, und da riß der Dynamo-Trainer die Arme hoch. 2:0, das war doch schon etwas beruhigender,
denn bei den tatendurstigen Leipzigern mußte Dynamo immer etwas befürchten. In der Phase nach dem zweiten Tor schien jedoch die Rotation-Elf einem Waterloo entgegenzugehen, so gesammelt spielten die Berliner plötzlich auf,
beherrschten Bley und Maschke gemeinsam mit einem über die gesamte Distanz hinweg unermüdlichen Schröter das Mittelfeld. Der SC Rotation sah sich einer Übermacht gegenüber, der er erbarmungslos zu erliegen drohte. Das deutete
sich schon nach Wiederanpfiff der zweiten Halbzeit an, denn im Gegensatz zu den ersten 45 Minuten kamen Dynamo-Stürmer auf das Feld, die sich einiges vorgenommen hatten.
Mit einem großartigen Elan wurden Klank und seine
Verteidiger in eine verzwickte Lage gebracht. Die schnellen Außenstürmer Hofmann und Klingbiel nahmen Rotation gehörig in die Zange. Vor allem der Linksaußen begeisterte die Cottbuser durch mehrere exakte Sturmläufe. Er blieb
durchaus nicht nur an der Seitenlinie, sondern schwenkte auch in die Angriffsmitte über, wo der etwas umständliche Bauchspieß nicht zum Zuge kam. Damit hatten die Leipziger wohl weniger gerechnet, denn oft taten sich dem
Berliner Linksaußen große Lücken auf. So wäre ihm bald in der 65. Minute noch ein drittes Tor geglückt, aber Klank parierte außerordentlich gut. Nach dem 1:0 übrigens in der 50. Minute traf Hofmann nur den Pfosten, wodurch
unterstrichen sein soll, daß die Berliner durch konstruktives Spiel aus der Abwehr heraus gefährlich wirkten. Doch wer glaubte, die Rotationer wären dieser Hetzjagd unterlegen, hatte die Rechnung ohne die opferbereiten
Leipziger gemacht.
Schon vor der Pause, ohne allerdings den Grad des technischen Dynamospiels zu erreichen, riefen die Messestädter gefährlichere Szenen als der Gegner hervor. Auf dem rechten Flügel lag ihre große
Stärke, denn Engelhardt, Trölitzsch und Behla trugen manche bissigen Angriffe vor. Von Behla (32.) und Trölitzsch (42.) abgegebene Kernschüsse waren Zeichen der oft überraschenden Entschlußkraft, die jedoch der sichere
Marquardt nicht voll zur Wirkung kommen ließ. Der Berliner Torhüter stand dann aber in den letzten 30 Minuten des sich zuspitzenden Geschehens noch manchmal im Brennpunkt bemerkenswerter Abwehraktionen. Rotation Leipzig hatte
noch zur rechten Zeit Luft geschnappt und zum Gegenschlag ausgeholt. Es gab eine Anzahl brenzliger Situationen im Berliner Strafraum. Die brenzligste wohl klärte der sich von Minute zu Minute in eine prächtige Form steigernde
Skaba. Einen scharfen Kopfball des nach vorn gedrängten Faber köpfte der Nationalverteidiger wie von einem Katapult geschossen von der Linie ins Feld zurück.
SC Dynamo Berlin: Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Bley, Maschke; Hofmann, Schröter, Bauchspieß, Poklitar (73. Schmidt), Klingbiel SC Rotation Leipzig: Klank; Bauer, Trojahn, Pfeufer; Zerbe, Faber; Engelhardt, Trölitzsch, Behla, Weigel (75. Jahn), Geissler
1:0 Poklitar (47.) 2:0 Klingbiel (62.)
Schiedsrichter: Neumann (Forst) Zuschauer: 6.000
Hans-Joachim Schulze, Neue Fußballwoche, 25.04.1961

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