05. Spieltag 1961/62: SC Aktivist Brieske-Senftenberg - SC Dynamo Berlin 1:0

Bessere Einstellung der Abwehr / Das entschied gegen die Briesker
"Wieder haben wir auswärts, wie schon 14 Tage zuvor gegen den ASK, mit 0:1 verloren." Sichtlich traurig konstatierte Brieskes Trainer diese erneute knappe Niederlage seiner Mannschaft. Das Ergebnis muß für den SC Aktivist zu denken geben, um so mehr, wenn man die bisherige Gesamttorquote nach fünf Spielen betrachtet und dabei feststellt, daß sie mit insgesamt 2:4 Treffern die geringste Torausbeute aller Mannschaften unserer höchsten Spielklasse darstellt. Sie allein beweist schon - und das letzte Berliner Meisterschaftsspiel legte es erneut dar -, daß der Angriff der Knappen aus dem Braunkohlenrevier südöstlich unserer Hauptstadt stark an Kampfkraft und Gefährlichkeit eingebüßt bat. Gewiß muß man auch nach diesem Meisterschaftskampf den Briesker mannen bescheinigen, daß sie sich in technischer Beziehung ein gutes Stück weiterentwickelt haben.

Der Einbau verschiedener talentierter Spieler scheint sich schon jetzt bezahlt zu machen. Heute legt man in erster Linie Wert auf gutes und kluges Zusammenspiel schon aus der Abwehr heraus. Noch sind die Ideen des planmäßigen Zusammenspiels nicht in allen Reihen fest verwurzelt. Bei der Jugend der derzeitigen Mannschaft nimmt das bestimmt nicht wunder. Bedenklicher muß aber schon stimmen, wenn aus dem zeitweilig gewiß schon reibungslosen Fluß der Kombinationen nicht jene Gefährlichkeit hervorbricht, die erst die Möglichkeit zum entscheidenden Durchstoß und dabei vor allem Torschuß schaffen kann. Allein von einem Stürmer ging am letzten Sonnabend jene Gefahr ans, die einmal Tore bedeuten kann. Vom Mittelstürmer Haack, der allerdings im kopfballsicheren und, wenn erforderlich, sogar kompromißlosen Heine einen nicht zu bezwingenden Gegenspieler fand.

Nur einmal ließ sich der Mittelverteidiger von seinem Gegner täuschen, als Haack in der zehnten Minute ein Abspiel zum abseitsstehenden Rechtsaußen vorgab, stattdessen aber selbst das Tor ansteuerte und mit Wucht und Plazierung abschoß. Nur hier und später kaum noch einmal wurde Marquardt zu einer starken Parade gezwungen. Im übrigen verpuffte Brieskes Angriffsspiel bereits in Strafraumnähe. Schließlich wurden ja auch die anderen beiden Stoßstürmer des SC Aktivist, Scholz und Redlich, von Skaba und Bley gut bewacht und am Ende sogar klar beherrscht. Daß, und wie Dynamos rechter Läufer den kleinen Briesker Halblinken abmeldete, bildete letzten Endes die Voraussetzung für den knappen Erfolg der Berliner.

Auch der Dynamo-Sturm stellte sich mit einer gegen die sonst übliche Methode etwas abweichenden Formation vor. Auch hier wurden zwei Innenstürmer zu zentralen Angriffsspitzen. Die meist vorgeschobene Position von Poklitar bannte einmal Kupferschmied, den rechten Läufer von Aktivist, während Bauchspieß ja, wie auch sonst üblich, auf Mittelverteidiger Krüger traf. Immer wieder wurden diese beiden Stürmer, mal von Bley, mal von Schröter, mal von Klingbiel, ins Gefecht geschickt. So ergaben sich verschiedene klare Einschußchancen. Wurden sie auch bis auf eine Ausnahme, als Schmidt flach abschoß, nicht ausgenutzt, so gaben sie doch die Berechtigung des knappen Dynamo-Sieges treffend wieder.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Bley, Maschke; Schmidt, Schröter, Bauchspieß, Poklitar (62. Hofmann), Klingbiel
SC Aktivist Brieske-Senftenberg:
Bergmann; Marotzke, Krüger, Matschak; Kupferschmied, Gentsch; Scholz, Lemanczyk, Haack, Redlich, Franke

1:0 Schmidt              (18.)

Schiedsrichter:          Köhler (Leipzig)
Zuschauer:               3.000

Lothar Nagel, Neue Fußballwoche, 11.04.1961