04. Spieltag 1961/62: BSG Lok Stendal - SC Dynamo Berlin 0:2

Schröter herrschte im Mittelfeld / Dynamo nähert sich wieder alter Form / Lindner und Liebrecht standen allein
Das darf man nach diesem Spiel ohne weiteres feststellen: Der SC Dynamo nähert sich wieder der guten Form des vergangenen Jahres! Gewiß: Lok forderte die Berliner nicht in dem Maß, zugegeben, noch gab es auch manchen Leerlauf im Spiel der Berliner. Und doch hat diese Feststellung ihre Berechtigung! Das läßt sich allein schon aus dem Resultat ablesen: Zum ersten Male in dieser Meisterschaftssaison brauchte Dynamo kein Gegentor zu kassieren. Das spricht dafür, daß sich vor allem die Abwehr wieder zu einem festgefügten Block zusammenfindet, daß sie auf dem Wege ist, wieder zu einem Bollwerk zu werden, das sie so oft schon darstellte. Dorner und Skaba bestachen durch ihre Stärke im Zweikampf. Heine glänzte einmal mehr durch seine Schnelligkeit, ließ sich auch dann nicht von seiner Linie abbringen, als der beweglichere Güssau den Platz mit Lindner tauschte.

Das aber vor allem bildete die Grundlage für den Sieg, die Voraussetzung dafür, daß Dynamo wieder stärker wird: Die bessere Arbeit im Mittelfeld! Das gilt sowohl für Maschke und Mühlbächer, die sich klug in hre Aufgaben teilten, das gilt aber insbesondere für den anscheinend ewig jungen Moppel Schröter. Wie der Halbrechte im Mittelfeld glänzte, seine Kameraden mit sauber abgezirkelten Pässen auf die Reise schickte voller Umsicht dirigierte, das war großartig, dem hatte Lok nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen. Und wenn Konrad Dorner sagte: "Ich muß lange zurückdenken, um mich an einen Schröter in solcherGlanzform zu erinnern", dann trifft das wohl den Nagel auf den Kopf. Lok operierte keineswegs betont defensiv, wie man vielleicht der Aufstellung Kurt Liebrechts als Halbstürmerzu entnehmen geneigt ist. Zwar wurde etwas vorsichtig, zurückhaltend gespielt, nur mit drei Spitzen, doch gemauert wurde keinsfalls.

Liebrecht und Lindner aber standen meist allein auf weiter Flur, fanden zuwenig Unterstützung bei ihren Kameraden, die nicht immer auf ihre Ideen eingingen. Hinzu kam noch, daß sich nach der Pause offensichtlich Konditionsschwächen einstellten, so daß Dynamo meist tonangebend war und das Resultat noch höher hätte schrauben können, wenn die Stürmer (Bley) konzentrierter gewesen wären. Die Stendaler gingen auch ein wenig zu durchsichtig zu Werke. Ihre Aktionen waren telegrafiert, so daß die Dynamo-Abwehr die Angriffe schon im Ansatz erkennen und ihnen dementsprechend begegnen konnte. Zwei Minuten vor dem Schlußpfiff ergab sich noch die Möglichkeit, das Resultat zu verbessern. Doch aus einem dichten Gewühl, in dem weder Freund noch Feind genau auszumachen waren, rollte die Kugel knapp am Pfosten vorbei.

BSG Lok Stendal:
Isleb; Neubauer, Küchler, Weißkopf; Schegietz, Lüddecke; Vogelsang (70. Ziemann), Härtel; Lindner, Liebrecht, Güssau
SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Hofmann, Schröter, Poklitar (75. Bauchspieß); Bley, Klingbiel

0:1 Poklitar             (25.)
0:2 Hofmann              (54.)

Schiedsrichter:          Kunze (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer:               3.800

G. G., Neue Fußballwoche, 28.03.1961