02. Spieltag 1961/62: SC Dynamo Berlin - SC Aufbau Magdeburg 5:3

Laßt doch den Stürmern freien Lauf / Tore waren kein Produkt zügiger Angriffe
Der Vizemeister sorgte am ersten Spieltag der neuen Punktserie für die größte Überraschung, die eigentlich keine war, denn die Berliner haben sich in den letzten Jahren zu einem Spätstarter entwickelt. Sollte sich das auch 1981 wiederholen? Das Spiel gegen Aufbau Magdeburg hat darüber keinen Aufschluß geben können. Nach 13 Minuten führten die Dynamo-Männer 3:0. Poklitar erzielte den Hat-Trick, einmal durch Hinhalten des Fußes bei einem Schuß von Hofmann, dann durch einen Kopfball und zuletzt nach kraftvollem Einsatz mit prächtigem Schuß. Aber diese Tore fielen nicht als Ergebnis eines zündenden Angriffsspiels, sie waren die Folge einer erschreckenden Spätzündung in der Magdeburgar Deckung. Auf der linken Abwehrseite begann die Kettenreaktion, die sich über Busch und Weimann fortsetzte und auch bei Blochwitz nicht haltmachte.

Und da auch die Halbstürmer ihre Aufgaben vergessen zu haben schienen, hätten die Berliner aufspielen können, ohne großen Widerstand zu finden. Hätten, aber sie haben nicht. Der steil angelegte Kombinationsfluß, um den sich besonders Schröter bemühte, blieb in den Ansätzen stecken. Die Schnelligkeit der Stürmer verpuffte, da das Zusammenspiel viele Wünsche offenließ. So fand Aufbau wenigstens einigermaßen die Orientierung wieder, ohne jedoch in dieser Begegnung ein ernstes Hindernis zu werden. Die Hintermannschaft des SC Aufbau krönte diese schwache Leistung, als Weimann eine flach hereingeschlagene Flanke Schröters von der Eckfahne ins eigene Netz lenkte. Das war die endgültige Entscheidung. Denn obwohl Stöcker und Hirschmann bedauerlicherweise durch Verletzung ausfielen, waren die Magdeburger nahe daran, den klaren Vorsprung der Berliner aufzuholen.

Immer stärker bestimmten sie nach der Pause das Geschehen auf dem Rasen, inspiriert von der Tatkraft Walters und profitierend von dem Nachlassen Dynamos, dessen vielmals gerühmte Abwehr ungewohnte Schwächen in der Reaktionsfähigkeit verriet. Wie oft blieben die Spieler ohne einzugreifen stehen, als wollten sie zusehen, was denn die Magdeburger aus ihren Angriffen machen werden. Alle drei Gegentreffer kamen auf diese Art und Weise zustande. Besonders Mühlbächer war gar nicht recht im Bilde. Er schien einen Mühlstein mit sich herumzuschleppen. Trotz aller Kritik geht der Sieg Dynamos in Ordnung, weil die Berliner die erschreckenden Anfangsschwächen der Magdeburger Deckung erfaßten und sich einen sicheren Vorsprung verschafften. Vielleicht hat sich dieses Geschenk auf die Konzentration ausgewirkt und zur Zerfahrenheit des weiteren Verlaufes beigetragen.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Hofmann, Schröter, Poklitar; Bley, Klingbiel
SC Aufbau Magdeburg:
Blochwitz; Kubisch, Busch, Reidock; Weimann, Röpke; Wiedemann, Behne, Walter, Hirschmann, Störker (15. Eckhardt)

1:0 Poklitar             ( 4.)
2:0 Poklitar             ( 6.)
3:0 Poklitar             (13.)
3:1 Walter               (31.)
4:1 Hofmann              (33.)
4:2 Schmidt              (57.)
5:2 Weimann              (68., Eigentor)
5:3 Eckhardt             (85.)

Schiedsrichter:          Männig (Böhlen)
Zuschauer:               3.000

Rolf Gabriel, Neue Fußballwoche, Datum nicht bekannt