01. Spieltag 1961/62: SC Dynamo Berlin - SC Empor Rostock 1:4

Artur Bialas überragte alle/ Rostocker vollbrachten hervorragende Leistung, Berliner enttäuschten wie im Vorjahr
Diese Premiere wird den Demminer Augenzeugen noch lange in Erinnerung bleiben. Wie in einem schlechten Traum wurde der Vizemeister SC Dynamo Berlin gehetzt, gejagt und geschlagen. Und hatten die Berliner nicht mit gleich guten Aussichten die Fahrt nach Demmin, dem Kreisstädtchen im Bezirk Neubrandenburg mit dem reizenden Stadion der Einheit, angetreten? Allerdings! Beide Mannschaften wiesen die gleiche Zahl an Verletzten auf, je zwei nämlich, beide Mannschaften konnten in der Vorbereitungsperiode noch nicht mit richtig befriedigenden Leistungen aufwarten. Freilich hatten die Rostocker auch ein kleines Plus: Die Sympathien der 8.000 waren nämlich von Anfang an fast ausschließlich auf Seiten der Ostseestädter, und diese wußten die Vorschußlorbeeren mit einer ganz ausgezeichneten Leistung zu rechtfertigen.

Der SC Empor war also die große Überraschung in diesem Duell. "Was sagen Sie zu dieser Elf? Ich bin einfach perplex, so eine Leistung hatte ich nicht erwartet. Diese Ideen! Wir können zufrieden sein, daß wir nicht schon jetzt mit mehreren Toren im Rückstand liegen." So kommentierte Dynamo-Trainer Gyarmati zur Pause. Und mit Recht! Wie brachten es die Rostocker nur fertig, ein so klares Übergewicht auf dem Spielfeld zu schaffen, das Spiel zu bestimmen und den gewiß renommierten Gegner zum untergeordneten Partner zu machen? Welches System steckte nur in ihrem Spiel? Einmal gemächlich, einmal schnell, einmal Direktspiel, einmal Standspiel, einmal Querspiel und dann wieder völlig überraschend weite Diagonal- und Steilpässe. Und diese Sicherheit am Ball, dieses blinde Sichfinden und Sichanspielen, diese sauberen Pässe! Und ferner: Dieser Einsatz, diese Antrittsschnelligkeit, dieses Spurtvermögen!

Dieses Lob trifft auf alle Akteure in den gelben Hemden in gleichem Maße zu. Und dennoch überragte einer all die anderen, wurde zur markanten, entscheidenden Persönlichkeit auf dem Rasen: Artur Bialas, der kleine, so intelligente Rostocker Halbstürmer. Schon in der dritten Minute hatte er nur knapp das Tor verfehlt, wenig später war er beim 1:0 mitbeteiligt, wurde dann im Strafraum unmittelbar vor dem Torschuß von Mühlbächer gefoult (17. Minute, Schiedsrichter Köpcke: "Vorher war Abseits, deshalb habe ich nicht Strafstoß gepfiffen") und krönte seine Leistung mit dem bereits alles entscheidenden 2:0 nach herrlicher Kombination, die bei ihm ihren Ausgang nahm. Aber auch bei den beiden anderen Treffern war Artur Bialas mit im Bunde.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Schmidt, Schröter, Poklitar (65. Quest); Bley, Klingbiel
SC Empor Rostock:
Schröbler; Schaller, Wruck, Söllner; Pankau, Minuth; Bartels, Bialas, Leeb, Kleiminger (81. Madeja), Drews

0:1 Kleiminger           (13.)
0:2 Bialas               (53.)
0:3 Drews                (54.)
1:3 Schröter             (75.)
1:4 Madeja               (84.)

Schiedsrichter:          Köpcke (Wusterhausen)
Zuschauer:               8.000

Harro Römer, Neue Fußballwoche, Datum nicht bekannt