| Skaba umarmte Torwart / Beide Schlußleute standen im Mittelpunkt 8.000 Fußballerherzen schienen in der 82. Minute auf dem Zeitzer Einheit-Platz stillzustehen. Einige der wenigen guten Kombinationen der Chemiker schloß Neumann mit plaziertem Schuß ins obere rechte Dreiangel ab. Der Torruf lag allen schon auf den Lippen. Aber die Rechnung war ohne Klemm gemacht worden, der in phantastischem Flug noch mit den Fingerspitzen das Leder über die Torlatte drehte und damit seiner Dynamo-Elf einen wertvollen Punkt rettete. Skabas Umarmung für diese Tat war wohlverdient. Schon 20 Minuten vorher vollbrachte Klemm eine weitere Großtat bei einem Scharfschuß von Neumann. Auch in der ersten Halbzeit blieb der Dynamo-Hüter mit zwei prachtvollen Paraden bei Schüssen von Kronthal und Bauchspieß nicht nur Herr der Lage, sondern dirigierte darüber hinaus in jeder Spielminute ganz vortrefflich seine Vorderleute.
Auf der Gegenseite stand ihm aber der Zeitzer Torhüter Ernst kaum nach. In der ersten Halbzeit wurde er bei dem trickreichen, aber meist schußschwachen Dynamo-Angriff vor keine ernste Probe gestellt, zeichnete sich aber in der 2. Halbzeit ebenfalls zweimal aus. In der 46. Minute rettete er ebenso großartig vor dem allein vor ihm stehenden Klingbiel und in der 71. Minute in der gleichen souveränen Art vor dem im Alleingang abgezogenen Thiemann. Diese Momente blieben auch die eindrucksvollsten während der gesamten 90 Minuten. Einmal mehr konnte sich Chemie von seinem "Dynamo-Komplex" nicht lösen, erreichte außer Fischer und Ehlert nicht die Form der letzten Spiele, blieb besonders im Angriff vieles schuldig und kam damit erneut nicht zu einem vollen Erfolg. Immer wieder vernachlässigte man die Flügel und versuchte,
in der Mitte durchzustoßen. Automatisch drängten dadurch die Flügel nach innen, verengten so den Spielraum noch mehr und erleichterten Dynamo die Abwehr wesentlich. Hier deckten Dorner, Heine und Skaba so messerscharf, daß den Zeitzern kein Spielraum blieb. Prächtig unterstützt wurde die Abwehr dabei von Thiemann und Maschke, besonders Maschke blieb neben Schröter ständiger Anspielpunkt und herrschte souverän im Mittelfeld. Der Dynamo-Angriff verdiente sich, abgesehen von der 20. bis 45. Minute, auch keine bessere Note. Er wirkte im Zuspiel und in den technischen Belangen wohl gefälliger, war aber im Strafraum ohne jede Torgeographie. Das 0:0 blieb somit gerechter Ausdruck dieser Begegnung, die in den ersten 45 Minuten viele Wünsche offenließ, im zweiten Abschnitt aber durch Ihre dramatische Steigerung entschädigte.
BSG Chemie Zeitz: Ernst; Tympel; Landmann, Fischer, Steinkopf, Ehlert; Kronthal, Pacholski; Bauchspieß, Neumann, Wilms (72. Lucker) SC Dynamo Berlin: Klemm; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Thiemann; Hofmann(63. Quest), Schröter, Velebiel, Bley, Klingbiel
Schiedsrichter: Kuhnert (Dresden) Zuschauer: 8.000
Klaus Schlegel, Neue Fußballwoche, 21.06.1960
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