07. Spieltag 1960: SC Empor Rostock - SC Dynamo Berlin 2:0

Dynamo ohne Zündung / Im Mittelfeld regierten die Rostocker
Dynamo Berlin, eine Mannschaft, die in Rostock stets für volle Ränge sorgte, enttäuschte im Kampf gegen den SC Empor und unterlag mit 0:2 Toren. Die Hauptstädter waren gegenüber vergangenen Vergleichen nicht wiederzuerkennen. Es fehlte die Linie. Das druckvolle Sturmspiel, der kernige Torschuß. Alles blieb Stückwerk. Die Spieler mit dem "D" auf den Jerseys fanden sich nicht.  Dynamo besaß eine sehr stabile Abwehr, aber auch sie hat von ihrem Glanz eingebüßt. Die energischen Aktionen wichen dem leichtfertigem Spiel. Nur selten kamen präzise Pässe aus der Defensive, wie sie Stopper Heine andeutete. Die Gäste begannen mit Schröter als rechtem Läufer, aber auch er knüpfte nicht die Kombinationsfäden, um Rostocks Empor-Elf ernsthaft zu gefährden. Die Einheimischen dagegen boten spielerisch eine bessere Partie, und ihr enormer Kampfgeist verriet den Willen, endlich vom gefährdeten Tabellenende wegzukommen.

Im Mittelfeld regierten Pankau und Minuth, weil die Dynamo-Läuferreihe sich vorwiegend mit Abwehraufgaben zu beschäftigen hatte. Drei oder vier Dynamo-Spieler im Sturm waren zuwenig, um die festgefügte Rostocker Abwehr zu bezwingen. Lediglich Klingbiel hatte Gelegenheit, das 1:0 zu erzielen, aber Heinsch streckte sich in die bedrohte Ecke und parierte. Immer mehr wurde das Mittelfeld zum Ausgangspunkt der Empor-Angriffe. Stopper Heine versuchte man zu umgehen und stieß über die Flügel vor. Dort waren die Berliner empfindlich, dort waren sie zu verletzen. Einer dieser Angriffe führte zum 1:0, Bialas, der fleißige Verbinder, schlüpfte bei Skaba durch. Schröter, schon auf der Linie, wollte den Ball unter Kontrolle bringen, statt ihn aus der Gefahrenzone zu befördern. Bialas war heran und ließ Marquardt keine Chance.

Nach diesem Treffer bemühten sich die Berliner nicht mit doppeltem Einsatz um den Ausgleich. Vielmehr begann man zu resignieren, und schließlich wurde gemeckert (Quest). nach 70 Minuten schienen die Rostocker eine Verschnaufpause einlegen zu wollen. Das kräfteraubende Sturmspiel - stets wechselten Leeb, Bialas und Ernst bei der Unterstützung der Abwehr - forderten Tribut. Die Kraft reichte dennoch, um diesen hauchdünnen Vorsprung auszubauen. Rostocks Linksaußen Drews spielte den unbewachten Bialas an, der mit Überlegung den Ball über den herausstürzenden Marquardt ins Netz hob. Die Berliner gaben das Spiel endgültig verloren, während die Rostocker siegesgewiß dem Schlußpfiff des Unparteiischen Köpcke entgegensahen.

SC Empor Rostock:
Heinsch; Schmidt, Zapf, Wruck; Pankau, Minuth; Bartels, Leeb, Bialas, Ernst, Drews
SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Schröter, Thiemann; Klingbiel, Neidhardt, Velebiel, Poklitar, Quest

1:0 Bialas             (10.)
2:0 Bialas             (78.)

Schiedsrichter:        Köpcke (Wusterhausen)
Zuschauer:             12.000

Rolf Rautenberg, Neue Fußballwoche, 24.05.1960