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Dorners Rettungstat verhinderte das naheliegende Remis / Magerer Sieg des Tabellendritten Für Dynamo ist der Kampf um Lorbeeren noch nicht vorbei. Die große Chance, gegen den frischgebackenen Meister SC Wismut im
Endspiel den Pokalsieg zu erringen, läßt vermuten, daß die Dynamo-Leute mit ihren Kräften für dieses entscheidende Treffen haushalten. Das kann natürlich kein Freibrief dafür sein, den ohnehin sehr dünn gesäten Zuschauerreihen
ein bißchen Sommerfußball vorspielen zu wollen. Als Maschke sein lässiges Spiel nicht änderte, tat Trainer Bachmann das einzig Richtige, er wechselte ihn aus. Vielleicht hat das den anderen zum Ansporn gedient. Die Berliner
legten nachher eine viel forschere Partie auf den Rasen. Was den Ehrgeiz und den Kampfeseifer betrifft, so müßte man den Leipzigern allerdings das größere Lob ausstellen.
Wie Pfeufer einmal in der zweiten Halbzeit eine
wahre Schlacht um den Erhalt des Balles schlug und ihn schließlich noch im Hineingleiten einem seiner Mitspieler zukickte, das ist des Heraushebens wert. Aber nicht nur auf diesem Gebiete konnte Rotation etwas aufweisen. Die
kräftig gebauten Stürmer setzten sich auch spielerisch gefährlicher durch, als es der Tabellendritte vermochte. Die Außenstürmer versuchten soviel wie möglich zu rochieren, von den Läufern her gab man durch Diagonalschläge die
Möglichkeit, die Kräfte schnell umzugruppieren und den Gegner überraschend anzugreifen. Man kann mit gutem Gewissen sagen, daß da Dorner den Stamm-Mittelverteidiger Heine ausgezeichnet ersetzte. Er war die Schlüsselfigur der
Dynamo-Abwehr und rettete einmal, als der Ball schon fast im verwaisten Tor lag, indem er das Leder im Hineinschlittern mit letzter Kraft von der Linie schlug.
Wenn nur der Dynamo-Angriff mit ebensoviel Erfolg operiert
hätte! Quests Bemühen ist zwar anerkennenswert, doch in den meisten Fällen bleibt ihm der Erfolg versagt. Ihm fehlt noch der Sinn für den Zeitpunkt des Abspielens, des Startens zum Ball. Dennoch sind seine Aktionen wertvoll
genug, um so ein Tor vorzubereiten, wie es diesmal beinahe durch Hofmann gefallen wäre. Hofmann brauchte nur noch den Kopf hinzuhalten, als die Flanke von Quest vor das Tor kam. Doch er erreichte das Leder nicht richtig und
lenkte es neben den Pfosten. Dafür machte er seinen Fehler wieder gut, als er fünf Minuten vor Schluß nach einem Sturmlauf den Ball auf die Lattenkante hob. Bley plazierte diesmal richtiger mit dem Kopf. Das war der
Siegestreffer.
Das Glück ist zwar launisch; doch man darf es nicht immer mit als Argument heranziehen. Rotation hatte soviel Chancen, auf Grund seines viel kraftvolleren und von Weigel energisch geleiteten Angriffs, daß
es gut und gerne selbst als Sieger vom Platz gehen konnte. Doch wenn eben ein Dorner (siehe oben) oder Skaba, als er einen Schuß von Alt aus dem Dreiangel herausköpfen konnte, sichere Torerfolge verhindern und wenn man selbst
so schlecht schießt und sich in günstigen Situationen zu spät entschließen kann, dann sind das objektive Gründe, die letzten Endes dem Gegner den Sieg verdient machen. Dynamos Reserven errangen mit ihrem 3:1-Sieg die
Meisterschaft der Reserven und damit den Wanderpokal der "Fu-Wo". Das Treffen war ein würdiges entscheidendes Spiel mit spieltechnisch hohem Niveau. Die Tore für Dynamo schossen Velebiel, Mausolf und Poklitar. Herzog
erzielte den Treffer für Rotation.
SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Thiemann, Dorner, Skaba; Maschke (46. Basel), Mühlbächer; Hofmann, Bley, Schäffner, Schröter, Quest SC Rotation Leipzig:
Pröhl; Pfeufer, Scherbaum, Bauer; Fettke, Faber; Engelhardt, Weigel, Trölitzsch, Nitsche, Alt
0:1 Nitsche (18.) 1:1 Schäffner (31.) 2:1 Bley (85.)
Schiedsrichter: Kuhnert (Dresden) Zuschauer: 2.000
Götz Hering, Neue Fußballwoche, 01.12.1959

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