|
Als der Ansturm abgewehrt war... Leipzigs Fußballanhänger
sahen in den letzten acht Tagen beide Oberliga-Mannschaften: den ASK Vorwärts Berlin vor einer Woche beim 0:0 gegen den SC Rotation Leipzig und nun am ersten November-Sonntag den SC Dynamo Berlin im Spiel gegen den SC
Lokomotive. Blieben dabei die Armeesportler etwas unter den Erwartungen gegen eine groß aufspielende Rotation-Elf, so steigerte sich der SC Dynamo in zunehmendem Maße gegen die Leipziger Eisenbahner, die allerdings die ersten
zwanzig Spielminuten eine begeisternde Leistung boten. Da brandeten in schier ununterbrochener Folge Angriffe auf Angriffe gegen das Dynamo-Tor, bäumten sich die Mannen um Stopper Heine wieder und wieder gegen das schnelle und
druckvolle Offensivspiel der Gastgeber, wenn auch die Schüsse das Tor oft verfehlten oder die Bälle eine Beute des sich in glänzender Verfassung befindenden Marquardt wurden, so hing der Treffer der Messestädter im wahrsten
Sinne des Wortes in der Luft.
Drößler schloß eine Kopfkombination zwischen Behne und Krause in der 12. Minute mit einem straffen Schuß direkt aus der Luft ab. Doch Marquardt wehrte ab. Sieben Minuten später hatten die
Leipziger eine erneute Großchance. Drößler und Gase, die agilsten in der Fünferreihe ihrer Elf, spielten Eich auf dem linken Flügel geschickt durch, die clevere Dynamo-Abwehr kam zum einzigsten Male in diesem Spiel ins
Schwimmen, ließ Krause unbewacht, der jedoch nach Zuspiel von Gase das Leder weit über die rechte Torecke beförderte. Nur ein Tor schössen die Leipziger Eisenbahner in den letzten vier Spielen, zuwenig, um nach Höherem zu
streben, zumal dabei drei Treffen verlorengingen und nur beim 0:0 gegen den SC Rotation Leipzig vor vier Wochen der letzte Punkt gewonnen wurde.
Wie anders und weitaus gefährlicher erwies sich dagegen die Berliner
Sturmreihe - ebenfalls lange Zeit ein Sorgenkind ihres Kollektivs. Allerdings kam sie erst voll zur Geltung, nachdem die großangelegte Offensive der Lok-Mannschaft gescheitert war und nun Maschke und Mühlbächer mehr und mehr zu
den beherrschenden Spielerpersönlichkeiten im Mittelfeld wurden. Jetzt lief das Dynamo-Spiel, wurde der Ball geschickt aus der Hinterreihe über das Mittelfeld weitergeleitet, zum zurückliegenden Halbstürmer Schröter oder mit
weitem Schlag direkt auf die Flügel befördert. Auch im Vorspiel der Reserve gab es einen Sieg der Gäste. Dabei beeindruckten die jungen Dynamo-Spieler durch ihre Schnelligkeit und Technik. Sie unterstrichen durch Tore von
Ringmann (2) und Nippert ihre ernste Anwartschaft im Kampf um den Wanderpreis der "Fu-Wo".
SC Lok Leipzig:
Weigang; Stieglitz, Busch, Brandt; Fischer, Baumann; Gase, Stiller, Drößler, Krause, Behne SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Hoffmann; Basel, Bley (75. Schäffner); Schröter, Quest
0:1 Quest (42.)
0:2 Quest (86.)
Schiedsrichter: Vogel (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer: 11.000
Günter John, Neue Fußballwoche, 03.11.1959

|