Spielbericht 16. Spieltag 1959: SC Dynamo Berlin - BSG Chemie Zeitz 4:2

Die Abwehr Achillesferse der Zeitzer Elf
Im Rahmen eines Bereichssportfestes der SV Dynamo sah die Harzstadt Halberstadt das Oberligapunktspiel zwischen dem SC Dynamo Berlin und Chemie Zeitz. Die Überraschung dieses Spiels boten zunächst nicht die Berliner mit einer abgerundeten Leistung, sondern ausschließlich die Zeitzer, die sich auf ihren Gegner recht gut eingestellt hatten und über weite Strecken der ersten Halbzeit klar dominierten. Mit konsequentem Deckungsspiel ließen die Zeitzer den Berlinern keinen Meter Spielraum und da außerdem der Zeitzer Angriff mit ständigen steilen Vorlagen nicht nur auf vollen Touren lief, sondern jede sich bietende Chance mit kraftvollen Schüssen nutzte, sah es in der ersten Halbzeit wirklich nicht gut um den SC Dynamo aus.

Bereits in den Anfangsminuten stand Torhüter Marquardt mehrfach im Brennpunkt des Geschehens und mußte sein ganzes Können aufbieten, um Verlusttreffer zu verhindern. Bei Dynamo wollte es einfach nicht laufen; obwohl sich Kapitän Schröter ständig um den Spielfluß bemühte, blieb die Gesamtleistung ohne Wirkung. Völlig verdient lagen sich die Zeitzer innerhalb von zwei Minuten zweimal jubelnd in den Armen. Willing und Bauchspieß hatten mit plazierten Schüssen nach Vorlagen von Landmannn Marquardt keine Chance mehr gelassen. Eine Überraschung schien sich anzubahnen, denn Chemie bestimmte mehr oder weniger auch das weitere Geschehen bis zur Pause. Lediglich eine Unachtsamkeit der Abwehr brachte noch in der 44. Minute den Anschlußtreffer.

Von diesen Schock erholten sich die Zeitzer leider auch während der Pause nicht, denn bereits die ersten Minuten nach Wiederbeginn brachten das völlig vermeidbare 2:2. Von diesem Moment an zeichnete sich auch bereits die Zeitzer Niederlage ab. Unsicherheiten im Deckungsspiel häuften sich ständig und brachten Dynamo endlich den nötigen Spielraum, der auch konsequent im weiteren Verlauf genutzt wurde. Überzeugend blieb die Gesamtleistung der Berliner aber trotzdem nicht, lediglich das Nachlassen der Zeitzer bestimmte den weiteren Ablauf des Treffens, von dem man sich allgemein mehr versprochen hatte. Trotzdem muß man den Sieg der Berliner als verdient bezeichnen, denn sie fanden im gleichen Moment die nötige Konzentration, als der Gegner nicht mehr mithalten konnte. Bei den Reserven gab es bereits am Vormittag ein 4:0 für den SC Dynamo durch Treffer von Mausols, Hoffmann, Rebentisch und Bentsch.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Nippert, Thiemann (38. Basel), Schäffner, Schröter, Quest
BSG Chemie Zeitz:
Ernst (69. Gryzb); Tympel, Pacholski, Fischer; Elert, Handt; Krontal, Willing, Bauchspieß, Neumann, Landmann

0:1 Willing            (22.)
0:2 Bauchspieß         (24.)
1:2 Schäffner          (44.)
2:2 Schröter           (46.)
3:2 Basel              (64.)
4:2 Schröter           (85.)

Schiedsrichter:        Köhler (Leipzig)
Zuschauer:             7.000


Fritz Schlegel, Neue Fußballwoche, 25.08.1959