Spielbericht 14. Spieltag 1959: SC Dynamo Berlin - SC Einheit Dresden 5:0

Weiß-rote Laterne in Dresden?
Wieder kein voller Erfolg des SC Einheit Dresden. Weniger noch! Der Start zur zweiten Halbserie mißglückte völlig. Verliefen verschiedene Spiele des ersten Abschnittes der Fußballsaison für die Dresdener oft unglücklich, wurde trotz guter Leistungen mehrmals nur ein Remis herausgeholt oder auch knapp verloren, so scheint diese klare Niederlage gegen einen an diesem Tage keineswegs übermaßig spielstarken Gegner so etwas wie eine Wende anzudeuten. Hat man in Dresden bereits aufgesteckt? Diese Frage ist nach dem 0:5 mehr als berechtigt. Jedenfalls übernahm der SC Einheit nach Stendals 0:0 gegen den Tabellenführer Wismut erstmals die rote Laterne und wird sie nur bei grundlegender Verbesserung der Leistungen wieder abgeben können.

Wie gesagt: die Fußballelf des SC Dynamo präsentierte sich am Tage des zweiten Volks- und Sportfestes ihrer Sportvereinigung durchaus nicht in glänzender Form. Einmal mußten Mühlbächer wegen Verletzung und Bley wegen Sperre ersetzt werden, zum anderen erweckte die Neuformation der Vorderreihe durchaus keine besonderen Hoffnungen. Aber der trübe Schein trog diesmal. Man kam überraschend gut zurecht. Allerdings das sei immer wieder betont, gegen einen äußerst schwachen Gegner. Immerhin! Nicht nur die Abwehr machte einen sicheren, entschlossenen und geschlossenen Eindruck (die Außenverteidiger Dorner und Skaba zeichneten sich durch Tackling, Abschlag und Aufbau besonders aus), auch vorn wurde gut gespielt, klug kombiniert und genau geschossen.

Unterstützt von Maschke, dem auf hoher Tourenzahl laufenden Motor, kam der Angriff immer besser zum Zuge, je weiter die Zeit voranschritt, je mehr die Gäste auch nachließen. Nur gute 25 Minuten konnte Einheit eigentlich mithalten. Doch schon bis dahin hatte Dynamo ein entscheidendes Übergewicht im Mittelfeld, da sich die meisten Pässe der Dresdener Läufer in der Deckung der Gastgeber verfingen. Manfred Hansen, dem an diesem Tage gar nichts glücken wollte, bekam eine scharfe Eingabe von Schäffner so schlecht zu fassen, daß das Leder unhaltbar ins leere Tor rollte. Von diesem Zeitpunkt an war Einheit schon geschlagen. Jetzt spielte nur noch Dynamo. Immer selbstbewußter kamen die Stürmer im grünen Dreß nun heraus. Sie waren von der bald völlig aufgelösten Dresdener Deckung nicht mehr zu halten. Reserven: SC Dynamo Berlin gegen SC Einh. Dresden 4:1.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Basel; Nippert, Thiemann, Schäffner, Schröter, Quest (67. Hofmann)
SC Einheit Dresden:
Scheffel; Losert, Pfeifer, Jochmann; Knappe, Hansen; Walter, Fischer, Weinreich, Matthes (70. Peterson), Müller

1:0 Hansen           (26., Eigentor)
2:0 Thiemann         (48.)
3:0 Nippert          (54.)
4:0 Quest            (65.)
5:0 Hofmann          (69.)

Schiedsrichter:      Müller (Kriebitzsch)
Zuschauer:           15.000


Lothar Nagel, Neue Fußballwoche, 04.08.1959