11. Spieltag 1959: BSG Motor Zwickau - SC Dynamo Berlin 3:0

Mit großem Elan die Punkte erkämpft
Viele der 5.000 Unentwegten kamen vom Schwimmbad direkt ins Stadion, um dort bei hochsommerlichen Temperaturen die Schwitzprozedur mit einem Luftbad fortzusetzen. Es war besonders erfreulich, daß die 22 Spieler unter diesen Bedingungen - allerdings kam im Verlaufe der zweiten Halbzeit ein frischer Wind auf - ein bis zur letzten Minute schnelles und einsatzvolles Spiel lieferten. Dies ist besonders von den gastgebenden Zwickauern zu sagen, denn sie gingen mit Elan an diese schwere Aufgabe gegen den Tabellendritten unserer Oberliga heran. Bereits wenige Minuten nach dem Anpfiff übernahm Motor Zwickau den Dirigentenstab. Das Entscheidende am Zwickauer Angriffsspiel war, daß dieses sehr variantenreich angelegt war. Große Aufmerksamkeit wurde darauf gelegt, sich nicht in unproduktives Querspielen zu verzetteln, sondern vielmehr vor allem die Flügelstürmer einzusetzen.

Wenn dem jungen Rechtsaußen Schiller auch nicht alles völlig gelang, so fügte er sich dennoch gut in die Reihen der anderen Stürmer ein, die alle in guter Form waren. Ein Mangel allerdings, über den auch dieser schöne 3:0-Erfolg nicht hinwegtäuschen darf, war die fehlende Entschlußkraft der Zwickauer Angriffsspieler in vielen sich bietenden Situationen. So dauerte es immerhin über eine halbe Stunde, ehe die beiden auf links postierten Stürmer Jura und R. Franz einen Angriff auf der rechten Flanke mit dem krönenden Torschuß von Rainer Franz abschlossen. Auf der anderen Seite, in der Dynamo-Mannschaft, fand man sich nicht zu solchem kraftvollen Spiel zusammen. Nach den letzten eindrucksvollen Vorstellungen der Berliner Dynamo-Elf hatte man von ihr mehr Explosivität erwartet.

Dabei war es gar nicht so, daß der Sieger etwa "Katz und Maus" mit den Gästen spielen konnte. Die im großen und ganzen aufmerksame Dynamo-Abwehr und die nach vorn drängenden Läufer brachten zwar das Spiel ins Rollen, doch an der Strafraumgrenze war zumeist schon Endstation. Den Zwickauern wurde die Abwehr erleichtert, weil die weiß-grünen Stürmer sich immer wieder in übertriebenem Innenspiel verhedderten. Da nutzten auch die genauesten und klug zugespielten Pässe des Regisseurs Schröter nichts. Fast völlig fiel diesmal Linksaußen Quest aus. Mit 1:0 beim Seitenwechsel ist bekanntlich ein Fußballspiel noch nicht entschieden. Der erwartete Angriff der Schützlinge Trainer Bachmanns, um wenigstens ein Unentschieden in Zwickau herauszuholen, blieb jedoch aus.

Eine seit langem von den Zwickauer Spielern nicht erlebte Kampfentschlossenheit und Umsicht waren die entscheidenden Faktoren, daß weiterhin die Zügel von den Gastgebern in den Händen - oder hier besser gesagt in den Füßen - behalten wurden. so hatte die zweite Halbzeit fast die gleichen Spielmerkmale aufzuweisen wie ihre Vorgängerin. Bis zum Schluß blieb das Spiel recht schnell, flachte allerdings im Kombinationsspiel zuletzt ab, da für Dynamo nach dem 0:2 kaum noch ein Gewinn drin war, und Motor Zwickau sich mit diesem Ergebnis zufrieden zu geben schien. Da brachte die letzte Aktion des Spieles, eine von Lindner getretene Ecke nach einer Kopfballkombination von Tauscher zu W. Baumann, durch diesen noch den endgültigen Spielstand.

BSG Motor Zwickau:
Franke; Glaubitz, Witzger, Seiler; Gruner, Oettler; Schiller (71. Lindner), Tauscher, Baumann, Jura, Franz
SC Dynamo Berlin:
Klemm; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Basel; Hofmann, Bley, Thiemann, Schröter, Quest

1:0 Franz              (32.)
2:0 Baumann            (71.)
3:0 Baumann            (90.)

Schiedsrichter:        Bergmann (Hildburghausen)
Zuschauer:             5.000

Theo Harre, Neue Fußballwoche, 09.06.1959