08. Spieltag 1959: SC Fortschritt Weißenfels - SC Dynamo Berlin 3:1

Ohne Kampfgeist kein Erfolg, Dynamo!
Im Spiel gegen SC Dynamo galt es, die erkämpfte Position zu festigen. Offenbar aber fühlten sich die Männer um Ackermann in dieser Rolle gar nicht so wohl, denn sie fanden zum überaus guten Start der Berliner lange Zeit keine richtige Einstellung und mußten schon bis zur zweiten Minute vier Eckbälle über sich ergehen lassen, die einige Unsicherheiten in der sonst sattelfesten Abwehr erkennen ließen. Später operierte man mit weiten Pässen für die schnellen Sturmspitzen und erreichte damit Spielausgeglichenheit, ohne aber an die Briesker Tagesform anzuknüpfen. Einen Schock versetzte Degenkolbe dem Berliner Spiel, als er mitten in der Drangperiode der Gäste mit herrlichem Schrägschuß aus halbrechter Position seine Mannschaft mit 1:0 in Führung schoß. Der angeschnittene Ball war absolut unhaltbar.

Von der 30. bis 45. Minute fanden die Mannen und "Moppel" Schröter zu ihrem Spiel zurück, dabei ging von Quest die größte Gefährlichkeit aus, und allein in diesen 15 Minuten hatten die Volkspolizisten drei bis vier gute Torchancen, die aber deshalb ungenutzt blieben, weil es das Dynamo-Quintett offenbar noch immer nicht versteht, Tore zu schießen, und es auch ohne Ausnahme an der erforderlichen Konsequenz und Entschlossenheit fehlen ließ. Allein aber mit spielerischen Mitteln, ohne entsprechenden kämpferischen Einsatz, war die energisch auftrumpfende Fortschritt-Mannschaft nicht zu besiegen. Lediglich Mühlbächer versuchte hier und dort etwas auf eigene Faust, stieß immer wieder nach vorn und riß Lücken in die Abwehr der Blau-Gelben, ohne daß freilich seine Stürmer aus den günstigen Möglichkeiten Nutzen ziehen konnten.

Nur ein überaus billiges Abstaubertor, aus einem Fehler des Weißenfelser Torwartes resultierend, gelang Hofmann dabei (33.). Bei einem Angriff des Weißenfelser Sturmes schlugen zuerst Maschke und dann noch Heine über den Ball (!), und Blatt ließ Marquardt keine Chance (62.). Schließlich brachte Dallagrazia einen Doppeleckball Degenkolbes mit einem Bilderbuch-Kopfballtor zum 3:1 im Netz unter. Am Sieg der Schuhstädter gibt es Dank der mannschaftlichen Geschlossenhelt keinen Zweifel. An Stelle des unproduktiven Klein-Klein (wie es zeitweise Dynamo anwandte) Stand die gesunde Mischung zwischen Kurz- und Langpässen, zwischen Platzhalten und Wechsel und ein Bienenfleiß und die bekannte Weißenfelser Kampfmoral, die aus einem "Tief ein plötzliches Hoch" werden läßt.

SC Fortschritt Weißenfels:
Tuszynski; Gänkler, Stricksner, Wiesemann; Bechstedt, Elzemann; Blatt, Ackermann, Dallagrazia, Meyer, Degenkolbe
SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Thiemann, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Quest, Bley, Hofmann, Schröter, Nippert

1:0 Degenkolbe         (14.)
1:1 Hofmann            (33.)
2:1 Blatt              (62.)
3:1 Dallagrazia        (66.)

Schiedsrichter:        Müller (Kriebitzsch)
Zuschauer:             12.000

Heinz Koch, Neue Fußballwoche, 28.04.1959