02. Spieltag 1959: SC Dynamo Berlin - SC Motor Jena 1:0

Vizemeisters Sturmleistung indiskutabel
Es gibt Spiele, nach denen man sich geradezu ärgern kann, die überhaupt gesehen zu haben. Fast wäre es diesmal so ein Spiel gewesen, nicht wenigstens einige Lichtblicke dieses wenig trostreiche Kampfgeschehen erhellt. Die Motor-Fußballer werden selbst zugeben, daß diese zum Großteil auf der Seite Dynamos zu finden waren. Das Läuferpaar fühlte sich mit zunehmender Spieldauer offensichtlich immer souveräner, zeigte sich äußerst clever und feldbeherrschend. Im Sturm fiel neben der trickreichen Partie Schröters diesmal besonders Thiemann auf. Als Linksaußen machte er sich recht gut. Wie wendig zog er doch oft an seinem Gegner, der schließlich Ahnert hieß, Vorbei und bot auch eine saubere Leistung im kollektiven Spiel. Es ist hier wahrhaftig nicht der Anlaß vorhanden, um über die Gesamtleistung Dynamos Lobeshymnen zu sprechen.

Zufrieden konnte man eigentlich nur ein Zeitlang in der zweiten Halbzeit sein, als zügige Sturmaktionen die Jenaer Abwehr in arge Bedrängnis brachten und als Kombinate Honen aufblitzten, die so wohltuend abstachen von all der Zerfahrenheit und Nervosität, die das Niveau vor allem beim Gegner so herabdrückten. über eine Mannschaft wie Motor Jena so etwas sagen zu müssen; zeigt schon, wie enttäuschend ihre Leistung gewesen sein muß. Und gerade der vielgerühmte Sturm war es, der sich diesmal so außerstande zeigte, auch nur einigermaßen zu befriedigen. Einen einzigen Paß in den Lauf eines stauenden Stürmers hinein, dem man auch wirklich Erfolg zusprechen konnte, sahen wir in der ersten Halbzeit! Das war wahrhaftig zu wenig.

Zumal dann; wenn auch noch zwei der so raren Chancen kläglich vergeben wurden. Das hätte einem Nationalspieler wie Ducke nicht passieren dürfen. Wenn man immer wieder den Kopf darüber schütteln mußte. daß ganze Strecken hindurch der Ball gedankenlos hin und her gepufft, dem Gegner hier und dort immer wieder in die Füße gespielt wurde, so soll doch nicht unerwähnt bleiben, daß bei Jena ein Mann vor der aufopfernd kämpfenden Verteidigung auffiel. Es war der junge Marx, der sich sprunghaft verbessert hat. Das einzige zu diesem Zeitpunkt längst verdiente Führungstor Dynamos, das auch eine merkliche Lösung aus der Verkrampfung, zumindest auf der Seite Dynamos: verursachte, erzielte Maschke von der Strafraumgrenze aus mit überlegtem scharfem Flachschuß, gegen den auch der sonst sichere Fritsche machtlos war.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Hoffmann (88. Velebil), Schröter, Bley, Basel, Thiemann
SC Motor Jena:
Fritsche; Ahnen, Hüfner, Otto; Marx, Woitzat; Eglmeyer, Ducke, Müller Kirsch, Graupe (25. Schimek)

1:0 Maschke            (64.)

Schiedsrichter:        Walther (Leipzig)
Zuschauer:             9.000

Götz Hering, Neue Fußballwoche, 17.03.1959