23. Spieltag 1958: SC Dynamo Berlin - SC Rotation Leipzig 6:3

Abwehrfehler machten Toreschießen leicht / Klarer 6:3-Sieg des SC Dynamo über den SC Rotation Leipzig
Eine Tageszeitung hatte in ihrer Vorschau geschrieben, daß diese Begegnung ohne Bedeutung sei. Die Schützlinge Trainer Bachmanns waren allerdings anderer Meinung und wollten das Abstiegsgespenst, das im Falle einer Niederlage drohend im Nacken gesessen hätte, endgültig bannen. Aber auch die Leipziger - ebenso wie Dynamo mit einem überaus negativen Punktekonto in der zweiten Halbserie belastet - gaben sich größte Mühe, wenigstens einen Punkt mit nach Hause zu nehmen. Den Kenner der Leipziger mag es besonders überrascht haben, daß gerade ihre Abwehr - sonst ein vom Gegner gefürchtetes Bollwerk - morsch und brüchig wirkte.

Dem raumgreifenden und schnellen Spiel der Berliner waren diesmal die Nebenleute - allen voran Reichel - des alten Routiniers Scherbaum in keiner Hinsicht gewachsen. Immer wieder überliefen Nippert, Dorner, Bley und Hofmann die Leipziger Abwehr, die gegen diese jungen Spieler langsam und behäbig wirkte. So kam es auch, daß der endlich einmal wieder zur Zufriedenheit spielende Dynamo-Sturm, der in den letzten drei Spielen nicht einen Treffer erzielte, bereits zur Pause mit 3:1 in Führung lag. Dabei hatte es durchaus vielversprechend für die Messestädter begonnen. Denn als Engelhardt in der fünften Spielminute Schäffner stehenließ und unfair im Strafraum gestoppt wurde und verletzt das Feld verließ, hatte Scherbaum den gegebenen Strafstoß sicher verwandelt.

Auch nach dem Wechsel bestimmten die Berliner eindeutig das Spiel. Besonders der als Mittelstürmer eingesetzte Dorner verstand es, aus der Not eine Tugend zu machen und schaltete sich geschickt in das von Moppel Schröter inszenierte Angriffsspiel ein. Durch drei sehenswerte Tore konnten die Grünweißen ihr Torkonto auf sechs erhöhen. Auf der anderen Seite lieft aber auch die ohne die verletzten Heine und Skaba antretende Dynamo-Abwehr Schwächen erkennen, so daß die Gäste das Resultat noch verbessern konnten. In der Halbzeitpause verlas der Dynamo-Spieler Herbert Schoen eine Erklärung seiner Mannschaft, wonach sich das Kollektiv verpflichtet, am 16. November bis 9 Uhr seine Stimme geschlossen den Kandidaten der Nationalen Front zu geben.

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Michael, Schneider, Schäffner; Maschke, Mühlbächer; Hofmann, Bley, Dorner, Schröter, Nippert
SC Rotation Leipzig:
Pröhl; Reichel, Scherbaum, Pfeufer; Bauer, Seifert; Engelhardt (4. Harmuth), Weigel, Trölitzsch, Jahn, Alt

0:1 Scherbaum          ( 5., Foulstrafstoß)
1:1 Mühlbächer         (10.)
2:1 Schröter           (26., Foulstrafstoß)
3:1 Nippert            (36.)
4:1 Bley               (52.)
4:2 Harmuth            (61.)
5:2 Schröter           (68.)
6:2 Dorner             (73.)
6:3 Trölitzsch         (80.)

Schiedsrichter:        Köpcke (Wusterhausen)
Zuschauer:             3.500

Werner Fischer, Neue Fußballwoche, 28.10.1958