21. Spieltag 1958: SC Lok Leipzig - SC Dynamo Berlin 2:0

Behne entnervte Dynamo
Kluger Haushalt mit den Kräften bei schwieriger werdenden Bodenverhältnissen, enorme kämpferische Steigerung zur rechten Zeit und ein geschickt umgebautes taktisches Rezept im Moment, das waren die wohl grundlegenden Faktoren, die den SC Lok zum alles in allem verdienten Sieger dieser technisch vielversprechenden Partie stempelten. Schade nur, daß bald nach Beginn einsetzender Dauerregen mit zunehmender Spielzeit ausgesprochene Feinheiten nicht mehr in dem Maße zuließ, wie es gerade diesmal zu erwarten gewesen war: Die erste Halbzeit hatte vorübergehend leichte Feldvorteile für Dynamo gebracht, weil die in der überwiegenden Mehrheit überzeugend klaren Abwehrschläge aus der Hintermannschaft heraus von dem Läuferpaar Maschke-Mühlbächer sofort in weiterverwendbare Vorlagen umgemünzt wurden.

Der Angriff jedoch lief sich mal um mal in Loks von vornherein geschickt gestaffelter Abwehr fest. Daran konnte auch der ständig positionswechselnde und den freien Raum suchende "Moppel" Schröter nichts ändern. So mußte sich Günther Busch in diesen ersten 45 Minuten nur ein einziges Mal nach einem einigermaßen gefährlichen Flachschuß von Bley strecken. Das war aber auch alles. Auf der Gegenseite sah es jedoch zunächst nicht viel anders aus. Erst in der 39. Minute hatte Lok eine ernsthafte Einschußmöglichkeit, als ein Eckball Gases nacheinander von Krause und Scherbarth aufs Tor gejagt wurde, jedoch - fast schon unter der Latte - wieder zurücksprang.

Wie schnell können sich aber die Dinge im Fußball wenden. Binnen zehn Minuten nach Wiederbeginn war das Rennen für Lok gelaufen. Rudi Krause hatte seinen sonst üblichen rückwärtigen Dirigentenplatz verlassen und tauchte vorn mit auf. Die bis dahin überwiegend defensiv beschäftigten Läufer, vor allem Fischer, drängten nach, und so wurde vom ersten Nachpausenpfiff weg geradezu überfallartig eine Druckperiode inszeniert, die in rascher Folge auch die Treffer reifen ließ. Beide schoß der wieselflinke und einsatzstarke Behne und beide fast von der gleichen Stelle aus. Beim ersten schraubte er sich aus einer Spielertraube heraus am höchsten und köpfte den temperiert hereingegebenen Freistoß Fischers ins lange Eck, und beim zweiten verwandelte er eine flache Flanke Scherbarths.

SC Lok Leipzig:
G. Busch; Böhme, D. Busch, Stieglitz; Fischer, Söllner; Gase, Krause, Scherbarth, Polland, Behne
SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Dorner, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Thiemann, Basel, Schröter, Bley, Scheibel (57. Schäffner)

1:0 Behne              (52.)
2:0 Behne              (55.)

Schiedsrichter:        Bergmann (Hildburghausen)
Zuschauer:             8.000

Heinz Hoffmann, Neue Fußballwoche, 14.10.1958