18. Spieltag 1958: SC Wismut Karl-Marx-Stadt - SC Dynamo Berlin 3:1

Nach der Pause den Atem verloren
Wohl mancher unserer Fußballanhänger ist auf Grund des bisherigen Abschneidens des Meisters SC Wismut der Meinung, daß der Stern der Wismut-Elf im Versinken ist. Deshalb war es für uns interessant, wieder einmal ein Spiel der Mannschaft im heimischen "Otto-Grotewohl-Stadion" mitzuerleben. Nun, bei Wismut ist man durchaus nicht pessimistisch, das bestätigte auch Trainer Günter Horst vor dem Spiel, der die letzten schwachen Ergebnisse seiner Elf nicht auf eine lang anhaltende Pechsträhne zurückführte. Tatsächlich bot Wismut zumindest in den ersten 45 Minuten eine durchaus respektable Leistung. K. Wolf mit der Nummer 10 als Sturmspitze wich geschickt auf die Flügel aus und brachte immer wieder Gefahr vor Marquardts Gehäuse.

Mit einem schönen 20-Meter-Schuß hatte S. Wolf dann Erfolg. Dynamo dagegen konnte nicht im entferntesten an die Leistung im vorsonntäglichen Derby anknüpfen. Nach dem Wechsel dagegen zeigten dann aber doch einige Wismut-Spieler bei der drückenden Hitze - Bauer, K. Wolf, M. Kaiser - nicht mehr die notwendige Frische, um das Tempo der ersten 45 Minuten beizubehalten. Das zeigt doch, daß der Meister unbedingt an die Verjüngung seiner Mannschaft gehen muß. So konnte auch Dynamo nach dem Wechsel eine Überlegenheit erkämpfen. Doch der Führungstreffer gelang nicht, da den Berlinern die gefährlichen Sturmspitzen fehlten. Thiemann als Mittelstürmer gab sich viel Mühe, doch gegen die harte Wismut-Abwehr war er nicht durchschlagskräftig genug.

Als dann Wismut in der Endphase noch einmal alles nach vorn warf, gelang der Mannschaft noch der kaum für möglich gehaltene Sieg. Viertel überwand nach einem Rückzieher Marquardt, und fünf Minuten vor dem Schlußpfiff lenkte Marquardt einen Freistoß gegen den Innenpfosten, den S. Kaiser angesetzt hatte. Im Hinblick auf die bevorstehenden internationalen Begegnungen gegen Rumänien war das Spiel jedenfalls interessant, da ja einige der in Aue eingesetzten Athleten in der A- oder B-Mannschaft spielen werden. Erfreulich, daß die jungen Skaba, Mühlbächer und Bley mit Spieleifer ihre Chance wahrnahmen. Auch Moppel Schröter ließ in verschiedenen Phasen sein Können blitzen. Auf der Wismut-Seite zeigte sich Müller bei der Kopfballabwehr wieder souverän. Auch S. Wolf bot eine gute Leistung.

SC Wismut Karl-Marx-Stadt:
Neupert; Wagner, Müller, Bauer; Seifert, S. Wolf; Zink, M. Kaiser, Viertel, K. Wolf, S. Kaiser
SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Michael, Schneider, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Hofmann; Schröter, Thiemann, Bley, Nippert

1:0 S. Wolf            (18.)
1:1 Nippert            (42.)
2:1 Viertel            (78.)
3:1 S. Kaiser          (85.)

Schiedsrichter:        Neumann
Zuschauer:             4.000

Werner Fischer, Neue Fußballwoche, 09.09.1958