16. Spieltag 1958: SC Motor Zwickau - SC Dynamo Berlin 1:1

Ein Grieche schoß Ausgleich für Zwickau
Ein sportlicher Höhepunkt des Zwickauer Pressefest-Programms war das Fußball-Oberligaspiel im Georgi-Dimitroff-Stadion. Die Zwickauer gingen mit dem Handikap ins Spiel, ohne ihren Sturmführer Reiner Franz und dem Stammtorwart Rolf Baumann (beide wurden wegen unsportlichen Verhaltens beim Spiel gegen ASK Vorwärts Berlin gesperrt) anzutreten. Der junge Wajandt bot sich seinen Nebenleuten zwar oft als Sturmspitze an, lief aber in der ersten Halbzeit in unkluger Weise mehr als dutzend Mal in die Abseitsfalle hinein. Außerdem kamen die Zwickauer Stürmer - bei denen vor allem die rechte Sturmseite in der ersten Hälfte blaß blieb - nicht über das Bollwerk der aufmerksamen Dynamo-Verteidiger hinweg. Die Fäden des Spiels ließen sich in dieser Zeit die Berliner kaum aus der Hand nehmen, und Schröter war wieder einmal mehr der geschickte Regisseur.

Zahlreiche gut herausgearbeitete Chancen vergaben jedoch die Gäste durch ungenaues Schießen, so daß Dynamo den Anlauf von 52 Minuten benötigte, um das in der Luft hängende 1:0 durch Bley zu erzwingen. Als seien die 22 Spieler durch dieses Tor wachgerüttelt worden, begannen beide Angriffsmaschinen auf vollen Touren zu laufen. Da konnte es in der 55. Minute 2:0 für die Berliner heißen, doch Thiemann schoß freistehend den Ball ins Aus. Auch die Zwickauer, die bis dahin wenig von ihrem sonst zügigen Flügelspiel zeigten, wurden druckvoller. Der fleißige Gruner drängte nach vorn, und Meinholds Trickreichtum blitzte einige Male auf. In der 71. Minute kam bei den Gastgebern ein neuer Mann ins Spiel: Wajandt wurde gegen den im Sachsenring-Werk arbeitenden Griechen Porsutitis ausgewechselt. Dieser flinke Stürmer brachte dann auch das 1:1 knapp vor Toresschluß.

Eberhard Franz paßte vors Tor, und besonnen lenkte Porsutitis den Ball über den stürzenden Marquardt ins Netz. Nun stürmten die Zwickauer mit aller Macht, doch Marquardt - er zeigte während der gesamten Spielzeit eine große Reaktionsfreudigkeit - vereitelte einen in der Phase möglichen Zwickauer Sieg. So haben die Einheimischen in einem drangvollen Spurt noch einen Punkt gerettet. Die Berliner aber waren über weite Strecken des Feldes die überlegene Elf und zeigten auch die bessere Spielanlage. Bei den Zwickauern fiel das unnötige Querspiel auf, vor allem bei Oettler und Witzger. In der Pause zwischen Reserve- und Hauptspiel wurde in feierlicher Weise Walter Espig (Motor Zwickau), der seine aktive Laufbahn beendet, aus dem Spielerkollektiv verabschiedet.

SC Motor Zwickau:
Walther; Glaubitz, Witzger, Neff; Gruner, Oettler; Meinhold, W. Baumann, Wajandt (71. Porsutitis), Jura
SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Michael, Heine, Skaba; Maschke, Basel; Hofmann, Thiemann, Schröter, Bley, Nippert (82. Scheibel)

0:1 Bley               (52.)
1:1 Porsutitis         (85.)

Schiedsrichter:        Walter (Leipzig)
Zuschauer:             10.000

Theo Harre, Neue Fußballwoche, 26.08.1958