15. Spieltag 1958: SC Aktivist Brieske-Senftenberg - SC Dynamo Berlin 1:0

Basels Defensivspiel hemmte Sturmwirkung
Der SC Aktivist verzichtete in diesem hochwichtigen Meisterschaftsspiel auf den Platzvorteil, kam den Tausenden Pressefestgästen der "Lausitzer Rundschau" entgegen und spielte im Cottbuser Max-Reinmann-Stadion. Gerade auf diesem Platz haben sich die Briesker noch nie so recht wohl gefühlt. Doch in der sonntäglichen Fußballmatinee ging alles zwar knapp, aber immerhin recht gut ab. Redlichs Siegestor hatte nämlich durchaus seine Berechtigung, denn der SC Dynamo bot keine starke Leistung, und wenn auch die Briesker nicht das ganze Spiel voll durchhielten, so hinterließen sie doch den besseren Gesamteindruck.

Die Volkspolizisten hatten ihre größte Kalamität mit dem Sturm, der zu keiner geschlossenen Formation fand und mit seinen zerrissenen, wenig Druck und Kraft aufweisenden Aktionen die wieder glänzend aufgelegte Briesker Abwehr nicht durchstoßen konnte. Zwei Ursachen machten das Berliner Angriffsquintett fast wirkungslos, wobei nicht unerwähnt bleiben soll, daß die verletzten Matzen und Schäffner zu einer neuen Formation zwangen. So ließen die Berliner Basel in der Defensive als Sonderbewachung für Lemanczyk wirken. Dieses Verstärken der Deckung schlug aber in das Gegenteil um, denn man schwächte den eigenen Sturm, so daß sich auf dem rechten Flügel nur noch wenig abspielte und durch die mäßige Angriffsleistung der Abwehr keine Entlastung gebracht wurde.

Dann schien in den Reihen der Volkspolizisten mit dem Abspiel alles wie verhext: Wurden doch die Bälle vielfach leicht eine Beute des aufmerksamen Gegners, da sie ungenau adressiert waren. Siehe da, als Basel 10 Minuten vor dem Pausenpfiff Order bekam, sich seiner eigentlichen Aufgabe als Spieler mit der Nr. 8 auf dem Rücken zuzuwenden, lief es bei den Berlinern besser. So spielten sie auch nach dem Wechsel geordneter und zusammenhängender als vorher. Doch die Kraft zu entscheidenden Konterschlägen, zum Schlußspurt, fehlte. Ein entscheidendes Übergewicht besaß der SC Aktivist in dem Außenläuferpaar Gentsch-Lehmann, das vor allem entschieden mehr für den Aufbau tat als ihre Antipoden Maschke-Mühlbächer, wobei man Maschkes große kämpferische Leistung noch gelten lassen muß.

Der Angriff des Siegers trumpfte leider nur in den ersten 45 Minuten richtig auf, hier aber recht energisch und bestimmt. Redlich zeichnete sich dabei wieder als Filigrantechniker aus. Im gesamten Spiel gaben die Briesker 19 Schüsse in Richtung Marquardt-Tor ab. Wenn auch viele daneben und drüber gingen, so kann man sich im Gegensatz zur Berliner Schußbilanz (8 Schüsse) selbst ausrechnen, wo die größere Gefährlichkeit lag. Für den zweiten Spielabschnitt hätte man dem Briesker Angriff etwas mehr Schneid gewünscht; während die Abwehr weiterhin auf der Höhe ihrer Aufgaben blieb. Krüger stach besonders hervor. In temperamentvoller Art, mit Kopf- und Fußabwehr zerschlug er die Angriffe des Gegners. Trainer Bachmann: "Die Umformierung im Sturm bewährte sich gar nicht. Alle Spieler blieben schwach im Abspiel. Brieske riß zwar auch keine Bäume aus, vollbrachte aber die bessere Gesamtleistung."

SC Aktivist Brieske-Senftenberg:
Bergmann; Krüger, Ratsch, John; Gentsch, Lehmann; Pietrzak, Lemanczyk, Marquardt (78. Natusch), Redlich, Weist
SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Michael, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Thiemann; Basel, Bley, Schröter, Nippert

1:0 Redlich            (29.)

Schiedsrichter:        Vogel (Karl-Marx-Stadt)
Zuschauer:             15.000

Hans-Joachim Schulze, Neue Fußballwoche, 19.08.1958