13. Spieltag 1958: SC Dynamo Berlin - SC Lok Leipzig 1:1

Nach dem Ausgleich auf vollen Touren
Immer häufiger wanderten die Blicke der Dynamo-Anhänger in der Schlußphase zur Uhr. Vier, drei, zwei, eine Minute - endlich der erlösende Abpfiff. Nach dem Leipziger Ausgleichstor rissen die Gäste mehr und mehr die Initiative an sich, während Dynamo selbst im Mittelfeld kaum noch etwas zustande brachte. Beide Mannschaften zeigten von Beginn an schon aus der Deckung heraus viele geradezu sehenswerte Kombinationszüge, die aber immer umständlicher und unproduktiver wurden, je näher sie dem gegnerischen Strafraum kamen. So waren prickelnde Torszenen in dieser Begegnung eine Rarität. Dynamo hatte die beste Zeit in der ersten Viertelstunde nach der Pause. Da wurde endlich druckvoller operiert.

Die beste Gelegenheit ließ aber Hofmann, dessen "blinder Eifer" für seine Elf wenig Nutzeffekt hat, kläglich aus, als ihn ein herrlicher Paß Mühlbächers erreichte, er aber an Günter Busch scheiterte. Der Hausherr hätte wie schon gegen den SC Einheit und gegen den SC Empor wiederum kein Tor fertigbekommen, wenn er nicht durch einen krassen Fehler des Lok-Läufers Fischer begünstigt worden wäre. Aus bald 30 Meter gab er den Ball zurück, obwohl mehrere Spieler dazwischenstanden, darunter auch Matzen. Günter Busch stürzte heraus, doch der Dynamo-Linksaußen köpfte den Ball über den Leipziger Schlußmann hinweg ins Netz. Entsetzt verdeckte der junge Fischer sein Gesicht.

"Ja leider, dieser Fehler trübt seine ansonsten ausgezeichnete Leistung", meinte hinterher Leipzigs Trainer Alfred Kunze. Der SC Lok befleißigte sich meist einer defensiven Spielweise. Polland hielt sich als Halbrechter manchmal noch hinter Fischer auf. Da auch Baumann erst nach dem 0:1 mehr Offensivgeist entwickelte, hatte es die Dynamo-Abwehr insbesondere vor der Pause im allgemeinen nicht sehr schwer, den Lok-Angriff rechtzeitig zu stoppen. Zwar wurde versucht, Weit und steil in den freien Raum zu spielen, aber da das meist auf Schoppe geschah, der weder für Heine noch für Skaba schnell genug war, stellte sich der Erfolg nicht ein. Inn zweiten Abschnitt wurden die Gäste allerdings auch in Tornähe gefährlicher.

Das 1:1 entsprang Energieleistungen Baumanns (der einem anscheinend aussichtslosen Ball nachjagte und von der Grundlinie scharf hereinzog) und Konzacks (der vier Meter vor dem Tor in den Schuß förmlich hineinschlitterte, so daß das Leder in die Ecke rollte). Trainer Bachmann: "Gleich nach dem Wechsel mußten wir die Partie entscheiden. Nervosität wurde groß geschrieben. Wir hatten am Ende nichts mehr zum Zusetzen." Trainer Kunze: "Taktische Einstellung lautete defensiv, ohne Übertreibung natürlich. Der freie Raum sollte konsequent genutzt werden. In der zweiten Hälfte klappte die plötzliche Verlagerung des Schwergewichts eines Angriffs recht gut. Mein Kompliment für die Dynamo-Verteidiger Heine und Skaba."

SC Dynamo Berlin:
Marquardt; Michael, Heine, Skaba; Maschke, Mühlbächer (62. Basel); Thiemann, Hofmann, Schäffner, Schröter, Matzen
SC Lok Leipzig:
G. Busch; Stieglitz, D. Busch, Brandt; Fischer, Söllner; Schoppe, Polland, Krause, Baumann, Behne (56. Konzack)

1:0 Matzen             (56.)
1:1 Konzack            (72.)

Schiedsrichter:        Green (Limbach)
Zuschauer:             5.000

H.-G. Burghause, Neue Fußballwoche, 08.07.1958