19. Spieltag 1957: SC Dynamo Berlin - BSG Lok Weimar 4:1

Schröter entschlossener Schütze
Mit Riesenschritten eilt Dynamo der Meisterschaft in der 1. Liga entgegen. Zu ausgeglichen ist die Mannschaft auf den einzelnen Posten besetzt und zu gut harmonieren die technischen, taktischen und konditionellen Eigenschaften, als daß es noch zu einer ernstlichen Gefährdung ihrer Position kommen kann. Obwohl Nationalstopper Herbert Schoen auf Grund eines Blutergusses im Knie gehandicapt ins Spiel ging und auch Maschke und Mühlbächer einen äußerst schwarzen Tag (ungenaue Pässe und unkonzentriertes Abwehrspiel) hatten, zog das Angriffsquintett souverän seine Kombinationen auf. Einfädler wie immer und überdies auch zweimal mit entschlossenem Einsatz Vollstrecker: "Moppel" Schröter! Wie er mit geschickten Körpertäuschungen seine Bewacher leerlaufen ließ und dann mit genauen Pässen die gegnerische Verteidigung in höchste Bedrängnis versetzte, ergötzte an dieser Begegnung besonders. Wäre Mittelstürmer Legler, der ansonsten eine passable Partie bot, nur etwas sicherer mit dem rechten Fuß, dann hätte die Torausbeute höher ausfallen können.

Pech dazu, daß sein in der 18. Minute abgefeuerter 30-Meter-Schuß nur die Außenkante des Pfostens traf! Obwohl die Gäste seit dem 6. Juli keinen Sieg landeten, muß man ihnen bescheinigen, daß sie in keiner Phase aufsteckten oder sich mit besonderen Defensivmaßnahmen beschäftigten. Besonders in den letzten 30 Minuten, als sie schon 1:4 im Rückstand lagen, gingen sie noch einmal voll zur Offensive über. Paßfolgen, vor allem innerhalb des Innentrios, über vier bzw. fünf Stationen waren keine Seltenheit. Aber in diesen Kombinationen lagen zuwenig Zug und zuwenig Raumgewinn. Was Schröter und Matzen mit ein, zwei Zügen schafften, dazu brauchten die Gäste mehrere Versuche, und auch dann landete das Leder oft genug in der vielbeinigen gegnerischen Abwehr. Zu selten wurde auch vom Schußkönnen Gebrauch gemacht, denn wie oft hatten die Rot-Schwarzen etwa auf der 16-Meter-Linie eine aussichtsreiche Position. Meistens wurde jetzt noch der Ball im Kurzpaß weiterbefördert. Und dann? - Insbesondere die Außen operierten durchsichtig und drängten zu oft nach innen, als daß es für Klemm wirklich gefährlich hätte werden können.

SC Dynamo Berlin
Klemm; Michael; Schoen, Skaba; Maschke, Mühlbächer; Heine, Hofmann (75. Thiemann), Legler, Schröter, Matzen
SG Lok Weimar:
Schuster; Lieberwirth, Schäller. Zörner; Langbein, Becker; Jadcel Thöne, Mönneckes, Sonnekalb, Göring

1:0 Hofmann            (29.)
2:0 Schröter           (31.)
3:0 Heine              (44.)
3:1 Mönneckes          (55.)
4:1 Schröter           (80.)

Schiedsrichter:        Kupke (Leipzig)
Zuschauer:             4.000

Lothar Wolke, Neue Fußballwoche, 01.10.1957