10. Spieltag 1957: SC Dynamo Berlin - BSG Empor Wurzen 3:0

Matzen gab Signal für Generaloffensive / Nur 20 Minuten kamen die Gäste mit, dann wurden sie in der eigenen Hälfte eingeschnürt
Berlins führende Fußballclubs, der ASK Vorwärts und der SC Dynamo trugen diesmal ihre Wettkämpfe im Rahmen einer Veranstaltung im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark aus. Die Veranstaltung, kombiniert mit leichtathletischen Wettkämpfen, gestaltete sich zu einem Triumph für die Gastgeber, die mit ihren klar errungenen Siegen ihre Spitzenpositionen in der Oberliga bzw. Liga festigen konnten. Nur in den ersten Minuten der Halbzeit vermochten sich die Wurzener aus der gegnerischen Umklammerung zu lösen. Das trat jeweils dann ein, wenn Dynamos "magisches Viereck" Maschke - Mühlbächer - Schröter - Schäffner brüchig wurde und die Außenverteidiger zu "säbeln" begannen. Sofort verstärkten die Wurzener ihr Angriffsspiel. Operierten sonst drei Stürmer ausschließlich defensiv, so stießen auch sie jetzt nach vorn und setzten Dynamos Tor unter Druck.

Aber während dieser Periode behielten vor allem Herbert Schoen und Torwart Hindenberg klaren Kopf. Überhaupt war unser Nationalmannschaftsverteidiger diesmal nicht nur der taktisch kluge Organisator innerhalb der Abwehr, sondern er erwies sich diesmal im Nahkampf als unschlagbar. Um diesen Gegner zu bezwingen, reichten Empors technische Belange nicht aus. Die Elf zeigte einen hervorragenden Kampfgeist, keiner steckte auf, ja, es wurde auch durchschnittlich kombiniert. Trotzdem fehlte es im Endeffekt an den Spielerpersönlichkeiten und dem vermögen, schnell und direkt zu spielen. Ferner vermißte man wechselvolle Steil- und Querpässe, und auch die Antrittsgeschwindigkeit einzelner Spieler ließ zu wünschen übrig.

Das Signal für Dynamos Generaloffensive gab Matzen in der 25. Minute mit einem Bombenschuß an den Pfosten, als er einen Abpraller von rechts volley nahm. Nun wurden die Gäste völlig in ihrer Hälfte eingeschnürt. Vorzüge im Antritt und gekonnte direkte Paßfolgen hatten ihren Hauptanteil an der eindeutigen Feldüberlegenheit der Berliner. So ließen die Tore nicht lange auf sich warten. Das 1:0 besorgte Hannes Matzen ruhig und sicher, als er eine weite Maschke-Vorlage aufnahm. Der zweite Treffer fiel ebenfalls durch den Linksaußen, als Reinicke einen Schäffner-Schuß nicht festhalten konnte; Matzen stieß wie ein Habicht hinzu und vollendete. Ein außerordentlich scharfer Freistoß, schräg aus etwa 30 m von Heine abgegeben, stellte das Endresultat fest. Alle weiteren Versuche scheiterten an der Latte und am gegnerischen Torwart.

SC Dynamo Berlin:
Hindenberg; Schneider, Schoen, Skaba; Mühlbächer, Maschke; Schäffner, Heine, Schröter, Hoffmann, Matzen
BSG Empor Wurzen:
Reinicke; Kupzock, Klamt, Sommerkorn; Weiß, Walter I; Keil I (75. verletzt ausgeschieden), Hering, Keil II, Müller (68. Hager), Kirchner

1:0 Matzen             (39.)
2:0 Matzen             (68.)
3:0 Heine              (80.)

Schiedsrichter:        Unversucht (Forst)
Zuschauer:             5.000

Lothar Wolske, Neue Fußballwoche, 25.06.1957