09. Spieltag 195: BSG Chemie Glauchau - SC Dynamo Berlin 1:1

Der enorme Einsatz lohnte sich / Dynamo-Stürmer scheiterten an energischem Gegner
Es gab für Glauchau von vornherein nur eine Chance: Enormen Kampfgeist in die Waagschale werfen! Der leidenschaftliche Einsatz hat sich gelohnt. Beide Kollektive warteten mit guten Leistungen im Mittelfeld auf. Dynamo spielte jedoch zuviel klein-klein, ließ sich in unnötige Zweikämpfe ein, die aber durch individuelles Können oft noch der eigenen Sache nutzbar gemacht werden konnten. Schnelligkeit und genaueres Zuspiel lagen auf Seiten der Gäste. Wenn aber ein SC-Spieler zu spurten begann, so steigerte der Gegenspieler seine Energie, fuhr mutig in den Angriff, und deshalb waren die Glauchauer in der Lage, dem klaren Favoriten das Konzept gründlich zu verderben. Bis zur Strafraumgrenze und nicht weiter, hieß es offensichtlich die Parole beim Gastgeber. Und tatsächlich vermochten der junge Schädlich, der erfahrene Nagel die Angriffe des Dynamo-Sturms zu bremsen. Krause brauchte nur wenig ernstlich einzugreifen.

Was war mit Schröter? Steckte er etwa auf? Die Dynamo-Vorderreihe setzte den schnellen Heine nicht so sehr wie Matzen ein und hatte in Legler (Schäffner verteidigte nachher für Michael) den wohl rührigsten Stürmer. Der Angriff der Glauchauer, das zeigte sich erneut, ist noch zu jung. Trotzdem gibt es am ehrlichen Wollen der blutjungen Flügelstürmer nichts auszusetzen, doch vornehmlich Bauer kann die Theorie noch nicht genügend in der Praxis anwenden, und darum auch das mangelnde Eingehen auf die durchdachten Züge von Schneider oder auf das Zuspiel des offensiven Läuferpaares Schwager, der noch nicht die ideale Lösung eines Mittelstürmers darstellt. Er zog aber Schoen immer wieder auf sich und öffnete damit die Mitte der Abwehr, die von Mühlbächer verstärkt wurde. Trotz 6:3 Ecken für Chemie kam aber nur ein Glauchauer Treffer zustande. Als Schneider einen Freistoß ausführte und ein Dynamo-Spieler den Ball bremste, setzte Schwager nach und versetzte mit seinem Tor die Zuschauer in einen Begeisterungstaumel.

BSG Chemie Glauchau:
Krause; Schädlich, Otto, Nagel; Richter, Petzold II; Schattauer, Beyer, Schwager, Schneider, Bauer
SC Dynamo Berlin:
Hindenberg; Michael (13. Legler), Schoen, Skaba; Mühlbächer, Maschke; Heine, Schröter, Hänsicke, Schäffner, Matzen

1:0 Schwager           (33.)
1:1 Hänsicke           (48.)

Schiedsrichter:        Gogler (Leipzig)
Zuschauer:             3.500

Rudi Winkler, Neue Fußballwoche, 28.05.1957