04. Spieltag 1957: BSG Wismut Gera - SC Dynamo Berlin 1:2

Nach dem Feldweg-Tor war die Schoen-Elf da! / Hatte Legler "Hand" gemacht? Jacobs rührte keinen Finger
Nach Schluß dieses Spieles standen noch lange die Zuschauer in Gruppen zusammen und debattierten das Siegestor in der 88. Minute. Diesem Treffer ging am Rande des Strafraums ein Preßschlag zwischen Lorenz und Legler voraus, bei dem beide zu Fall gekommen waren. Die Zuschauer und die Wismut-Spieler, die in unmittelbarer Nähe standen, wollen Legler Hand spielen gesehen haben. Jacobs machte keinen Finger krumm zur Abwehr. Legler war ruhig aufgestanden, erfaßte unmittelbar die Situation der Verwirrung bei Wismut und schob seelenruhig zum Siegestreffer ein. Überglücklich lagen sich die Spieler in den Armen, denn auf einen Sieg hatten die Dynamo-Spieler nicht mehr gehofft, das wollen wir hier besonders vermerkt haben. Aber sonst geht das Ergebnis in Ordnung. Dynamo zeigte die weitaus bessere Spielkultur. In ihr sahen wir eine Mannschaft, die das ABC des Fußballspiels vollauf beherrschte.

Ob es der Sturm oder die Hintermannschaft war, bei allen Handlungen kam das zum Ausdruck. Schoen war der unumschränkte Herrscher im Strafraum. Michael und Skaba ergänzten ihn vortrefflich. In der Läuferreihe gefiel der junge Mühlbächer über alle Maßen. Im Sturm war es Schröter, der für den Aufbau sorgte. Der Ausgleichstreffer fiel aus einem Gewühl heraus, bei dem man eigentlich nicht wußte, wer der Torschütze war. Nur auf Befragen war das festzustellen. Richtig gefallen konnte Wismut in diesem Spiel nur in den ersten zehn Minuten. Da war diese Elf da und auch ebenbürtig. Aber mit dem Tor von Feldweg II, der mit einer Vorlage seines Bruders bedacht wurde, ging der Zusammenhang verloren. Warum stellte man Erler, der nur ein Halbstürmer ist, auf Linksaußen? Warum Kirst in den Sturm? Dynamo war in dieser Zeit schwer überlegen. Nach der Pause wurde es bei Wismut zwar etwas besser, aber auch jetzt blieb alles in Ansätzen und Unvollkommenheiten stecken. Kein Spielfluß kam zustande.

BSG Wismut Gera:
Jacobs; Witte, Lorenz, Fenk; Töpel, Schräpler, Feldweg II, Kirst (80. Petzold), Feldweg I, Giersch, Erler
SC Dynamo Berlin:
Hindenberg; Michael, Schoen, Skaba; Mühlbächer, Maschke; Heine, Schröter, Hänsicke, Legler, Matzen

1:0 Feldweg II         (10.)
1:1 Hänsicke           (24.)
1:2 Legler             (88.)

Schiedsrichter:        Walter (Leipzig)
Zuschauer:             8.000

Paul Heuschkel, Neue Fußballwoche, 26.03.1957