22. Spieltag 1956: SC Lok Leipzig - SC Dynamo Berlin 3:1

Als die Lok-Elf im Bruno-Plache-Stadion auf den Rasen lief, vermißte man vom Stamm der Mannschaft bewährte Spieler wie die beiden Stürmer Krause und Walter sowie Polland. Dieses Handicap war wohl die Ursache zur Umgruppierung der Lok-Mannschaft mit Baumann als Sturmführer, die sich aber nicht entsprechend bewährte. Wohl spielte Baumann meist zurückgezogen, aber er kam nie so zur Wirkung, wie auf seinem Posten als Läufer. Das entscheidende Übergewicht erhielt Lok erst im zweiten Spielteil, als Baumann wieder seinen gewohnten Posten als Läufer eingenommen hatte. Sofort bekam der Angriff von Lok großen Auftrieb, zumal der nach der Mitte gerückte Behne durch seinen restlosen Einsatz die gegnerische Abwehr, in der Skaba, Schoen und Mühlbächer herausragten, laufend in starke Bedrängnis brachte.

Seinem entschlossenen Handeln war es schließlich zu verdanken, daß Lok die Führung auszubauen vermochte. Auch die Lok-Abwehr war keiner allzu großen Belastung durch die Berliner ausgesetzt. Ihre Spielzüge waren zwar flüssig und raumgreifend, aber in entscheidenden Momenten wurden durch unnötige Dribblings und Zweikämpfe alle Chancen verdorben, zumal Brandt, Busch und Zenker alle guten Ansätze des Gegners vereitelten. Außerdem war es um das Schußvermögen Dynamos schlecht bestellt, so daß auch Torwart Busch kaum großen Belastungsproben ausgesetzt war. Auf beiden Seiten gab es wechselnde Angriffsszenen, die aber größtenteils schon von den Abwehrreihen gemeistert wurden. Doch in der 21. Minute kam Baumann zu einem Scharfschuß, den Klemm nur nach der Seite abprallen lassen konnte. Dort erwischte ihn Konzak und schoß aus spitzem Winkel und wenigen Metern Entfernung zum Führungstor ein.

Wenige Minuten später vergaben Behne und Pahlitzsch sowie Fröhlich kurz hintereinander drei Chancen. Auf der Gegenseite konnte man verstehen, daß Schröter "zerknirscht" war, weil seine Nebenleute nicht auf seine klugen Gedanken eingingen. Dadurch schmälerte der Berliner Angriff seine Durchschlagskraft bedeutend. Nach der Pause erhielt das Treffen mehr Farbe. Innerhalb weniger Minuten traf Holze bei einem Scharfschuß nur das Lattenkreuz, und gleich danach mußte Busch einen Drehschuß Schröters parieren. Nachdem sich aber Behne im Gegenzug gegen Schneider energisch und geschickt durchsetzte und die Führung der Leipziger ausbaute, war das Rennen so gut wie gelaufen, zumal zwei Minuten später ein vom Schiedsrichter unverständlicherweise gegebener Foul-Elfmeter die Leipziger durch Fröhlich 3:0 voran brachte.

SC Lok Leipzig:
G. Busch; Zenker, D. Busch, Brandt; Söllner, Stieglitz; Pahlitzsch (55. Schoppe), Behne, Baumann, Konzack, Fröhlich
SC Dynamo Berlin:
Klemm; Skaba, Schoen, Schneider; Mühlbächer, Thiemann; Holze, Schröter, Pinske, Maschke, Matzen

1:0 Konzak             (21.)
2:0 Behne              (63.)
3:0 Fröhlich           (65., Foulstrafstoß)
3:1 Maschke            (77.)

Schiedsrichter:        Kunert (Dresden)
Zuschauer:             20.000

Arthur Fischer, Neue Fußballwoche, 02.10.1956