17. Spieltag 1956: SC Dynamo Berlin - SC Fortschritt Weißenfels 5:1

Auch Reinhardt konnte nichts retten / Mannschaft um Schröter, Schoen wie ausgewechselt
Am vergangenen Sonntag konnten wir beruhigt alle Bedenken wieder zurücknehmen. Dieses Spiel hat imponiert! Man weiß allerdings sehr gut, daß Dynamo ein so gutes Rüstzeug besitzt, daß man es getrost auch ein paar Plätze höher als gerade am Tabellenende erwarten könnte. Es war Pech für Weißenfels, auf einen diesmal so spiellustigen Gegner zu treffen. Es war aber auch Glück für Dynamo, gegen eine diesmal so schwache Elf zu spielen. Die Fortschritt-Mannschaft hatte in keiner Phase die Chance, dem Spiel eine Wendung zu geben. Sie ließ ganze Strecken mit sich Kätz und Maus spielen. Worin lagen die Schwächen der Gäste vor allem begründet? Beide Verteidiger, vor allem aber Bindernagel, befanden sich völlig außer Form.

Man hatte das Gefühl, als würde die Hintermannschaft besonders in der ersten Halbzeit den ideenreichen und schnellen Angriffen Dynamos viel zu lahm begegnen. Die Schläge kamen planlos nach vorn, und die vielen Unsicherheiten machten das Maß restlos voll. Auch als Fredi Reinhardt in der zweiten Halbzeit nach hinten ging, konnte der Dynamo-Sturm nicht aufgehalten werden. Fredi fehlte indes in seiner Vorderreihe. Kamen in den ersten 45 Minuten noch einige steile Durchbrüche gefährlich vor Milaks Tor, so wurde es nun um den Weißenfelser Sturm immer dunkler. Nur Vollrath kann man bescheinigen, daß er sein Talent zuweilen durchblicken ließ. Schwer ist es, bei der Dynamo-Mannschaft einen Spieler hervorzuheben.

Jeder der Zuschauer wird an der ausgezeichneten Kollektivleistung aller elf Aktiven seine wahre Freude gehabt haben. Die Verteidiger schnell und hart am Mann. Die Läufer planvoll aufbauend. "Moppel" Schröter war wieder in ausgezeichneter Verfassung und stellte mit seinen allesamt frisch und frei drauflosspielenden Nebenleuten die Fortschritt-Abwehr vor unlösbare Aufgaben. Alle Tore waren ausgesprochene Prachtexemplare, das zweite geradezu eine Seltenheit: Maschke zog den Ball, vom Tor weglaufend, einige Meter mit sich fort - und stieß ihn an dem ihm nachstürzenden und völlig überraschten Torwart vorbei mit dem Hacken ins
leere Tor.

SC Dynamo Berlin:
Milak; Skaba, Schoen, Schneider; Mühlbächer, Thiemann; Holze, Schröter, Pinske, Maschke, Matzen
SC Fortschritt Weißenfels:
Fernau (16. Jacob); Reinhardt II, Harnisch, Bindernagel; Bechstädt, Elzemann, Riemenschneider, Reinhardt I, Vollrath, Ackermann, Meyer

1:0 Holze              (12.)
2:0 Maschke            (32.)
3:0 Schröter           (44.)
4:0 Schröter           (63.)
4:1 Ackermann          (64.)
5:1 Reinhardt II       (65., Eigentor)

Schiedsrichter:        Kunert (Dresden)
Zuschauer:             3.000

Götz Hering, Neue Fußballwoche, 04.09.1956