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Nun auch Chemie geschlagen Dynamo tat es Einheit Pankow
gleich und schlug an diesem Wochenende den Spitzenreiter der Staffel I, Chemie Karl-Marx-Stadt! Damit wäre wieder ein Nimbus dahin, und wenn einer fragt, ob das ausgerechnet gegen den Tabellenletzten nötig war, muß man
antworten: Diesmal hat nicht allein der Kampfgeist, nicht unbedingt die bessere Mannschaft, aber ein spritziger Sturm über eine ausgesprochen schwache Abwehr gesiegt. Es war nichts, wie man annehmen könnte, von Überheblichkeit
und selbstsicherem Spiel beim Tabellenführer zu merken. Nein, die Karl-Marx-Städter machten sehr oft den Versuch, die Wendung herbeizuführen, aber sie scheiterten an einer Mannschaft, die sich nach dem 2:0 das Heft nicht mehr
aus der Hand nehmen lassen wollte, die bis zum Schlußpfiff verbissen um diesen Sieg rang! Welche erschreckenden Schwächen offenbarte die Hintermannschaft des Staffelsiegers. Man machte sich gegenseitig verrückt, und wenn die
Berliner Stürmer spielerisch ein klein wenig vollkommener wären, die Höhe der Niederlage wäre nicht auszudenken gewesen.
Wo blieb nach dem 2:0 der alles entscheidende Durchbruch? Beinahe hätte es geklappt, doch
Teichfischer schoß freistehend hoch über das Tor. Er ließ überhaupt die Bindung zwischen dem als Mittelstürmer gut zur Geltung kommenden Wrobel und dem diesmal überaus agilen spritzigen jungen Zimmermann vermissen. Dieser
Flügel wäre noch zu mehr imstande gewesen! Man hätte nach der Pause auch noch eine größere Sicherheit gehabt, denn ein 2:0-Vorsprung will immerhin gehalten sein. Da aber alle, ob Retzlaff, Feige oder Knispel, die meist defensiv
operierenden Läufer Keune und Hoffmann, vorzüglich deckten, blieben die Karl-Marx-Städter, was sie auch unternahmen, hängen. Einen erfreulichen Eindruck hat die Chemie-Elf in Berlin nicht gerade hinterlassen, wenn man allein
nur an die Hintermannschaft und die schwachen Läuferleistungen denkt. Wie ungelenk stieg bloß Riedel ein, an die vernachlässigte Deckungsarbeit gar nicht zu denken.
SG Dynamo Berlin: Hindenberg; Retzlaff, Feige, Knispel; Keune, Hoffmann; Zimmermann, Teichfischer, Kroll (78. Kretzschmar), Hartung, Wrobel
BSG Chemie Karl-Marx-Stadt:
Haake; Kaiser, Riedel, Schwerig; Below, Wunderlich (71. Müller); Küchler, Speck, Hübner, Lorenz, Voigtmann
1:0 Zimmermann (12.)
2:0 Wrobel (29.) 2:1 Hübner (85.)
Schiedsrichter: Fritsche (Potsdam) Zuschauer: 2.500
Autor nicht bekannt, Neue Fußballwoche, 30.03.1954

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