19. Spieltag 1953/54: SG Dynamo Berlin - BSG Fortschritt Hartha 3:4

Eine bittere Pille für Dynamo Berlin. Dieses Abstiegsduell mußte gewonnen werden. Daß es nicht geschah, fiel - wie überhaupt bei der Mehrzahl der sieben Tore - weniger auf Leistungen der Stürmer als auf die offenen Schwächen in der Abwehr zurück. Bereits das erste Tor kommt auf das Konto von Hindenberg, der sich nicht schlüssig war, ob er herauslaufen solle oder nicht und dann auf halbem Wege stehenblieb. Seyfert, der drangvollste Hartha-Stürmer, ließ sich diese Gelegenheit nicht entgehen. Im Dynamosturm hatte Feige am meisten Torinstinkt. Sein Ausgleichstor war das schönste des Tages überhaupt. Von Hartung über die linke Seite eingeleitet, erreichte der Ball Wrobel, der knallte einen im Tor stehenden, sichernden Spieler an, und Feiges langes Bein brauchte den Abpraller nur noch in die völlig entblößte rechte Torecke zu drücken.

Solche Situationen gab es in ähnlicher Art in der zweiten Halbzeit auf beiden Seiten in Hülle und Fülle. Verständlich, wollten doch beide Gegner durch ihre agilen Sturmreihen die Entscheidung erzielen. Wie gleichwertig sie darin waren, beweist die Tatsache, daß es einmal Hartha gelang, die Deckungsfehler der Dynamoabwehr innerhalb fünf Minuten mit drei Toren zu bestrafen, daß andererseits aber auch Dynamo bis zur letzten Minute wieder dem Ausgleich sehr nahe war. Ihr Fehler: Zu viel zusammengedrängtes Innensturmspiel und selbst dort noch Kurzpässe. Man mußte nur staunen, wie solche Pässe an den Beinen einiger Harthaner vorbei oftmals noch ihr Ziel erreichten und wie sprungschwach auf beiden Seiten die Verteidiger waren (Einbocks Kopfballtor war solch eine Schwäche Döblers), sonst hätte es am Ende nicht 3:4 geheißen!

SG Dynamo Berlin:
Hindenberg; Retzlaff, Döbler, Ringmann; Keune, Waldbach; Zimmermann, Wrobel, Feige, Kroll (70. Siegel), Hartung
BSG Fortschritt Hartha
Naether; W. Voigt, A. Voigt, Sachse; Hanns, Ch. Voigt; Einbock, Schneider (62. Freiberger), Seyfert, Naake, Goth

0:1 Seyfert            (18.)
1:1 Feige              (25.)
1:2 Schneider          (56.)
1:3 Einbock            (58.)
1:4 Seyfert            (60.)
2:4 Feige              (72.)
3:4 Siegel             (79.)

Schiedsrichter:        Strobel (Greifswald)
Zuschauer:             100


Götz, Neue Fußballwoche, 09.02.1954