15. Spieltag 1953/54: SG Dynamo Berlin - BSG Chemie Zeitz 3:2

Taktische Schwächen auf beiden Seiten
Zwei Prinzipien an die Spitze dieses Berichtes: 1. Besondere Bodenverhältnisse erfordern nun einmal besondere taktische Maßnahmen. 2. Gewisse taktische Grundsätze dürfen nie außer acht gelassen werden. Diese beiden Sätze stehen nur scheinbar im Widerspruch, wenn man ihre Anwendung auf dieses Ligaspiel erprobt. Ihre Befolgung bzw. Außerachtlassung bestimmte weitgehend den Ablauf des Geschehens, insbesondere die Folge der fünf Treffer. Nach 32 Minuten lag Chemie mit 2:0 vorn. Wieso? Man spielte steil und hoch und lief nur dann mit dem ball, wenn etwas dabei heraussprang (Krontal). Nach 65 Minuten stand es 3:2 für Dynamo. Warum? Die Berliner hatten gelernt und vermieden nun enges Sturmspiel. Hinzu kam, daß Chemie in der Drangzeit der Gastgeber bald nach der Pause drei Stürmer (die Nummern 7, 8 und 10) teil- und zeitweise bis in ihren Strafraum zurücknahmen. Als sich die Gäste, die zum Teil selbst verschuldet in Rückstand geraten waren, wieder freispielten, war es zu spät. Jetzt hatte sich die Dynamo-Abwehr stabilisiert und ließ keinen weiteren Treffer mehr zu. Die besten Spieler auf dem Schneeboden waren Emus, Schotte, Gräber, Neumann und Krontal bei Chemie, sowie Hindenberg, Feige, Döbler und Hartung bei Dynamo.

SG Dynamo Berlin:
Hindenberg; Feige, Döbler, Ringmann; Keune, Hoffmann; Waldbach, Zimmermann, Wrobel, Teichfischer, Hartung
BSG Chemie Zeitz:
Beer; Dörfel (73. Otto), Emus, Schotte; Gräber, Klose; Neumann, Feldweg, Krontal, Jahnke, Liebich

0:1 Jahnke             (18.)
0:2 Krontal            (32.)
1:2 Wrobel             (60.)
2:2 Wrobel             (63.)
3:2 Feige              (65., Foulstrafstoß)

Schiedsrichter:        Fritzsche (Potsdam)
Zuschauer:             150


Ernst Moinos, Neue Fußballwoche, 12.01.1954