Europacup der Pokalsieger 1989/90 - 2. Runde Rückspiel: BFC Dynamo - AS Monaco 1:1 n. V.

Diaz' Kunststoß riß den BFC noch in eine tiefe Enttäuschung / Cup der Cupsieger: BFC Dynamo - AS Monaco 1:1 (1. Spiel 0:0) / Dramatisches Ende
Himmelhochjauchzend - zu Tode betrübt. In welche Stimmungskurven trieb der BFC sich und seine Anhänger: Küttners Treffer in der 110. Minute, also weit in der Verlängerung, stieß das Tor ins Viertelfinale weit auf. Diaz' toller Freistoß-Kunststoß warf sie krachend wieder zu. Nur acht Minuten drauf. 120 Sekunden später kam das "Aus"... Es war für beide von Anfang an ein Tanz auf Messers Schneide. Nach dem 0:0 von Monaco wußte jeder: Ein Tor war fast nicht mehr korrigierbar. Dementsprechend vorsichtig begann Dynamo, etwas aggressiver indessen Monaco, Zwei Diaz-Chancen aber weckten die Hausherrn, und Ernst gab mit dem ersten Torschuß (11.) das Signal zu einer Dauer-Offensive, in der vom BFC in Sachen Spielfluß, Beweglichkeit, Selbstvertrauen die phasenweise beste Saisonleistung geboten wurde.

Besonders erfreulich, wie sich Zöphel da reinhing. All das kontrastierte (wie auch der gepflegte, von Buckeln und Büscheln befreite Rasen) bemerkenswert zum Sonnabendspiel gegen Dresden. Großartig die Form von Thomas Doll, der wie ein Irrwisch durch Monacos Reihen kurvte. Enorm der Aktionsradius vieler. Aber die D-Züge aus Monaco verlangten pausenlos höchste Vorsicht. Ferratge inszenierte die meisten. Hatte Bonan eine verheißungsvolle Chance auf dem falschen Fuß (44.), so bot sich Doll die größte in der 58. min, von Ernst herausgearbeitet. Doch Ettori hielt. Hier wiederholten sich Schwächen wie schon aus dem Monaco-Auftritt, worin sich schließlich der BFC auch selbst mit stoppte.

Es wurde nun angesichts schwindender Kraft ein immer offenerer Schlagabtausch, worin jedoch auch die BFC-Deckung erfreuliche Wirkungen gegen die prominenten Stars aus vielen Ländern zeigte. Während Monaco-Trainer Wenger sogar Nationalspieler wie Toure und Fofana zur Einwechslung hatte, mußte Trainer Jäschke den Wechsel lange scheuen, weil ihm Gleichrangiges fehlte. Deshalb hatte Rainer Ernst für sein Durchhalten trotz wechselhafter Leistung eine Stunde lang nicht jene höchst unsportlichen Pfiffe verdient. Küttners Auswechslung verzögerte sich zum Glück, so daß er Dolls Vorarbeit mit Winkel-Treffer aus 11 m zum 1:0 nutzen konnte.

Doch Monaco hatte Zeit, das zu verarbeiten. Fofana konterte mit einem Kopfball-Tor, aber aus Abseits. Das Freistoß-Kunststück des Argentiniers Diaz (nach Küttners überflüssigem Foul) aber war eine Perle aus dem Weltmeisterland. Auch Rohdes verzweifelte Toraktion in den Schlußsekunden änderte nichts mehr. Enttäuschung und Jubel waren beidseitig unbeschreiblich. Dem BFC aber ist zu attestieren, sich mit dieser Spielleistung Respekt und Achtung verdient zu haben.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Ksienzyk; Rohde, Reich, Herzog; Zöphel, Küttner, Ernst (ab 98. Strecker), Bonan, Doll, Thom
AS Monaco:
Ettori; Puel; Mendy, Blondeau, Sonor; Ferratge (ab l06. Fofana), Dib, Poullain, Mege, Hateley (77. Toure), Diaz

1:0 Küttner            (110.)
1:1 Diaz               (118.)

Schiedsrichter:        Goethals (Belgien)
Zuschauer:             16.000

Wolfgang Hartwig, Berliner Zeitung, 02.11.1989