Europacup der Pokalsieger 1989/90 - Achtelfinale Hinspiel: AS Monaco - BFC Dynamo 0:0

Im grünen Trikot die Hoffnung erhalten
Mit einem torlosen Unentschieden sicherten sich gestern die Akteure unseres Pokalsiegers BFC Dynamo im Hinspiel der 2. Runde des Europapokals beim AS Monaco alle Chancen für das Rückspiel in zwei Wochen in Berlin. Diesmal im grünen Trikot antretend, hatten sie beim französischen Pokalsieger kritische Situationen zu bestehen, aber durchaus auch eigene Chancen. Die Sportzeitung "l'Equipe" gab die Stimmung wieder: "Für niemand in Monaco kommt eine Niederlage in Frage!" Und Libero Mendy aus dem Senegal, eine der drei schwarzen Perlen, verkündete: "Ich verteidige hier meine Familie." Worin sich die harmonischen Beziehungen im AS Monaco, der Starrummel vermeidet, charakterisiert wurden. "Wie Tag und Nacht zum hektischen Inter Mailand", sagte der argentinische Neuzugang Ramon Diaz.

"Dieser Klub ist dennoch nicht weniger leistungsorientiert." Täglich tankt das Team in der reinen Luft der Berge, wo die Fläche für zwei Trainingsplätze aus dem Felsen gesprengt wurde, und hat dazu den Blick aufs Meer, Mit dem eingewechselten Engländer Hateley waren sechs Nationen im Spiel - mit insgesamt sieben Nationalspielern. Eine respektheischende Elitetruppe, "der man ohne die Verletzungsausfälle den Titel wie 1988 schon zutrauen könnte. Das charakterisiert auch die Europacup-Ansprüche", urteilte der Lothringer Arsené Wenger, ein 39jähriger ehrgeiziger Trainer. Unübersehbar war, daß seine Männer mit diesem Rasen in der oberen Stadionetage, der durch ein Röhrensystem angefeuchtet wird, besser zurechtkamen, vor allem dank ihrer Dreh- und Bewegungsgeschwindigkeit.

Mancher "Dynamo" wirkte da weit unbeholfener, eckiger als normal. Ein Fehlschlag von Ksienzyk brachte Weah in beste Position, doch Rudwaleit hielt (10.). Deutlich war, daß der lange Reich mit dem wendigen Argentinier Diaz mit die größten Probleme hatte. Ein zu ungleiches Paar, was zu viele Fouls und gefährliche Freistöße heraufbeschwor. Dynamos Gegenangriffe liefen noch zu fehlerhaft und sahen Thom/Doll als einsame Kämpfer und meist mit Doppeldeckung um Wirkung ringen. Monacos gelegentliche Temposteigerung sorgte dagegen für manch unliebsame Schrecksekunde, wenn Sonor oder Mege am linken Flügel antraten. Aber Weah, Ferratge nutzten zum Glück ihre Chancen schlecht. Auch behielt Rudwaleit die Ruhe, und wie er Meges Flachschuß aus Nahdistanz hielt, war enorm (41.).

Leider war im Gegenzug, von Ernst inszeniert, dann Thom um Zentimeter im Abseits. Da war noch mehr drin. Wie zu erwarten, versuchten die Gastgeber in der zweiten Halbzeit das Blatt zu ihren Gunsten zu wenden, was sich auch in nicht nur optischer Überlegenheit ausdrückte. Sie hatten mehr Torchancen als die Berliner. Aber auch die Schützlinge von Helmut Jäschke kreuzten in einigen Szenen gefährlich vor dem Tor der Monegassen auf. So vergab aber Bonan gleich zweimal in aussichtsreicher Position. Auf guter Position waren hingegen Bodo Rudwaleit und seine Vorderleute, die in der Schlußphase noch viel Arbeit bekamen und in erster Linie Verdienst an dem hoffnungsvollen Resultat haben. Insgesamt war jedoch eine Steigerung der gesamten Mannschaft in der zweiten Halbzeit zu verzeichnen. So brachte auch gute Kampfmoral dieses 0:0.

AS Monaco:
Ettori; Puel; Sonor, Petit, Mendy; Poullain, Ferratge, Dib, Weah (46. Hateley); Diaz (48. Toure), Mege
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Ksienzyk; Reich, Köller, Rohde, Herzog; Bonan, Doll, Lenz (46. Küttner), Ernst, Thom

Schiedsrichter:        Forstinger (Österreich)
Zuschauer:             7.000

Wolfgang Hartwig, Berliner Zeitung, 18.10.1989