Europacup der Landesmeister 1985/86 - 1. Runde Hinspiel: BFC Dynamo - FK Austria Memphis Wien 0:2

Berliner fanden nach Rückstand keine Linie / Gäste konnten ihre technischen Vorzüge voll ausspielen
Das Fazit nach dem Spiel ist für den BFC bitter: Er fand in den neunzig Minuten nicht zu der spielerischen Form, die nötig gewesen wäre, um Austria ernsthaft in Gefahr zu bringen. Die Wiener waren die eindeutig bessere Mannschaft und errangen einen verdienten Auswärtssieg. Das Spiel begann turbulent. Gleich vom Anstoß weg entschloß sich Ernst zu einem Fernschuß, den Austria-Torwart Wahlfahrt gerade noch über die Latte lenken konnte. Die folgende Ecke brachte durch Backs einen Pfostenschuß - aber kein Tor. Viele im Stadion erinnerten sich der Partie vor einem Jahr, als der BFC in der Anfangsphase zwei Großchancen ausließ und am Ende nur ein 3:3 erreichte. Diesmal traf es die Berliner noch schlimmer:

In der 4. Minute konnten sich die Wiener bei Ullrich bedanken, der eine Linksflanke unerreichbar für Rudwaleit ins eigene Netz köpfte. Und als Polster in der 12. Minute mit Rohde preßschlug, landete der Ball unerreichbar für den zu weit vorn postierten Rudwaleit zum zweiten Treffer für Austria im BFC-Netz. Die Riesenchance zum Anschlußtreffer, der möglicherweise neuen Auftrieb gegeben hätte, ließ Ernst mit einem Foulstrafstoß gegen den parierenden Wohlfahrt ungenutzt. Das war natürlich ein Auftakt nach Maß für die Gäste. Diese konnten nun ganz besonnen ihre technischen Vorzüge voll zur Geltung bringen, ließen den DDR-Meister kommen, um ihn ohne große Mühe abzufangen.

Immer, wenn die ganz in Weiß spielenden Wiener am Ball waren, spielten sie ihre Geschmeidigkeit in den Zweikämpfen voll aus. Der Gastgeber hatte große Mühe, zu seinem Spiel zu finden. Der Schock saß tief. So gelangen selten raumgewinnende Steilpässe, die die Austria-Abwehr in Verlegenheit hätten bringen können. Beim BFC spürte man zwar großes Wollen und Kampfbereitschaft, doch damit allein war gegen die cleveren und ballgewandten Wiener keine entscheidende Überlegenheit zu erreichen. Im Gegenteil. Die Berliner mußten bei den über wenige Stationen führenden Kontern Austrias immer wieder auf der Hut sein.

Ein Fernschuß von Schulz in der 29. Minute war nach dem Strafstoß die erste Gefahr für Austria. Schulz war es auch, der kurz vor dem Seitenwechsel mit einem Kopfball nur die Latte traf. In der zweiten Hälfte sah sich das Spiel des DDR-Meisters dann zwar etwas besser an, entscheidende Wirkung konnte er aber nicht erreichen. Die größte Gefahr für das Wiener Tor resultierte aus Fernschüssen von Pastor, Thom und Voß, doch damit war der Koncilia-Nachfolger Wohlfahrt nicht zu bezwingen. Austria hatte an diesem Abend keine Mühe, seine Klasse zu demonstrieren. Im schnellen Handeln, im Spiel ohne Ball, in der Zweikampfgestaltung lagen die Vorteile eindeutig bei den Wienern.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Rohde; Ksienzyk, Maek, Ullrich (17. Grether); Schulz, Trieloff, Backs (72. Voß); Pastor, Ernst, Thom
FK Austria Memphis Wien:
Wohlfahrt; Obermayer; Dihanich, Frind, Türmer; Mustedanagic, Drabits, Nyilasi, Prohaska; Polster, Steinkogler

0:1 Ullrich            ( 4., Eigentor)
0:2 Polster            (12.)

Schiedsrichter:        van Langenhove (Belgien)
Zuschauer:             21.000

Eckard Galley, Neues Deutschland, 19.09.1985