Europacup der Landesmeister 1981/82 - Qualifikationsrunde Rückspiel: BFC Dynamo - AS St. Etienne 2:0

Gastgeber spielte drangvoll und gewann völlig verdient / Tore von Wolf-Rüdiger Netz und Hans-Jürgen Riediger / Berliner mit guter Leistung
Jubelgesänge der 28.000 im Berliner Jahn-Sportpark begleiteten die letzten Spielminuten. Die Zuschauer feierten den DDR-Meister BFC Dynamo, der mit einem 2:0-Erfolg den zehnfachen französischen Titelträger AS St. Etienne aus dem Europapokalwettbewerb ausschaltete und nun in der ersten Runde auf den Schweizer Meister FC Zürich trifft. Die Gäste-Elf um Trainer Herbin begann mit genauer Manndeckung, so daß die Platzbesitzer kaum zu zwingenden Aktionen in den Anfangsminuten fanden. Erst als Terletzki mit einem Freistoß Castaneda prüfte (5.) und Riediger zu einem Gefahr bringenden Solo ansetzte (10.), gerieten die Gäste in Gefahr. BFC-Torhüter Rudwaleit wurde in der 17. Minute erstmals gefordert. als Rechtsverteidiger Battiston weit mit aufgerückt war und eine Kombination mit straffem Schuß abschloß.

Diese Aktion war für Frankreichs Meister das Signal zu verstärkten Angriffen. Nogues zog aus einem Gewirr den Ball über den Torbalken (24.), und als Zanon (28.) von links flach nach innen gab, verpaßten gleich zwei Angreifer den Ball. Damit waren auch schon alle Möglichkeiten der Gäste erschöpft, die diesmal nicht so zweikampfstark aufzutrumpfen wußten wie auf eigenem Platz. Der BFC imponierte mit seinem disziplinierten Spiel, störte früh und blieb mit seinen Kontern ständig gefährlich. Als sich Riediger im Zweikampf mit Lopez behaupten konnte, flog der Ball weiter zu Netz, der sofort handelte und flach aus 18 m Entfernung auf die äußerste Ecke zielte. Der scharfe Schuß war so plaziert, daß Castaneda keine Abwehrchance blieb - 1:0! Entschieden war damit noch gar nichts.

Etienne mußte nun den Angriff suchen, wollte man eine Wende erreichen. Die Frage war, wie sich der BFC gegen die zu mannschaftlichen Aktionen findenden französischen Individualisten behaupten würde. Für die Profis wurde es zu einem Alles-oder-Nichts-Spiel. So boten sich nun auch dem enorm kämpfenden DDR-Meister zahlreiche Chancen. Das paßte dem schon zuvor hart dazwischengehenden Millot überhaupt nicht. Er foulte hinter dem Rücken des schwedischen Schiedsrichters den BFC-Spieler Schulz. Die folgerichtige Entscheidung: Platzverweis (61.). Allerdings gaben sich die dezimierten Franzosen noch längst nicht geschlagen, aber der BFC ging nicht von seiner taktischen Linie ab und ließ sich nicht überraschen.

Rudwaleit parierte Schüsse von Rep und Battiston, während auf der anderen Seite Castaneda erhebliche Mühe bei einem Kopfball von Schulz und bei einem Flachschuß von Sträßer (80.) hatte. Es sprach für den aufopferungsvoll kämpfenden DDR-Meister, daß er nicht darauf aus war, die knappe 1:0-Führung über die Zeit zu bringen. Er suchte den Angriff. Das 2:0 von Riediger (83.) nach einem herrlichen Paß von Terletzki war Lohn dieser Bemühungen. Damit war die Frage des Weiterkommens endgültig entschieden, und der BFC empfing von den Rängen für sein aufopferungsvolles Spiel herzlichen Beifall.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Ullrich; Terletzki, Sträßer, Brillat (89. Ernst); Riediger, Schulz (87. Götz), Netz
AS St. Etienne:
Castaneda; Lopez; Battiston, Millot (61. Platzverweis), Janvion; Primard (46. Nielsen), Larios, Zanon; Nogues, Platini, Rep

1:0 Netz               (38.)
2:0 Riediger           (83.)

Schiedsrichter:        Fredriksson (Schweden)
Zuschauer:             28.000

Eckhard Galley / Jochen Fischer, Neues Deutschland, 02.09.1981