Europacup der Landesmeister 1981/82 - 1. Runde Rückspiel: FC Zürich - BFC Dynamo 3:1

Aufopferndes kämpferisches Spiel unseres Titelträgers / Artur Ullrich brachte den DDR-Meister in die nächste Pokalrunde
In der Schweizer Öffentlichkeit gab man sich hoffnungsvoll. Trotz der 0:2-Niederlage in Berlin war der Pressetenor der Mittwoch-Zeitungen eindeutig: "Ein schweres Spiel, das noch zu meistern ist. In Berlin ohne Mut und Offensive, verängstigt und mit zuviel Respekt vor dem Gegner, wird der FC Zürich in der Heimpartie unter veränderten Vorzeichen antreten", hieß es in der "Neuen Züricher Zeitung". Ein Boulevard-Blatt forderte vom Gastgeber in dicken Lettern: "Hinten dicht und vorne Tore". Daß dann die Züricher diese Prognosen und Wünsche mit Vehemenz zu verwirklichen suchten, überraschte die achttausend im Letziggrund. Gleich in der Anfangsminute kamen Jerkovic und Zappa in Schußpositionen.

Kurz danach das so sehr herbeigesehnte 1:0, als Rechtsaußen Zwicker flankte und der völlig frei stehende Jerkovic mühelos einköpfte. Der BFC Dynamo rang um Sicherheit in der Abwehr, wurde aber immer wieder von den vor allem über die Flügel angreifenden Gastgebern gefordert. Das erste Mal mußte Zürichs Torwart Grob bei einem Terletzki-Schuß wachsam sein (8.). Das Spiel wurde nun offener, wenngleich die zwingenden Konter des DDR-Meisters doch zu wenig zu sehen waren. Die verheißungsvollste Chance besaß Riediger (16.). Sträßer hatte ihn vor dem Tor in Ballbesitz gebracht, doch sein Schuß verfehlte knapp das Gehäuse. Großer Jubel war im Stadion, als der Jugoslawe Jerkovic einen Freistoß mit Effet über die Mauer direkt in den Dreiangel zirkelte.

Rudwaleit, der wiederholt mit guten Paraden gefiel, konnte den Ball nicht mehr unter Kontrolle bringen. Mit diesem Tor hatte der Schweizer Meister schon den Rückstand des ersten Spiels wettgemacht, und die Frage war, ob der BFC nach dem Wechsel zu sicheren Aktionen finden und durch ein Auswärtstor seine Chance wahren könnte. Unser Meister beantwortete sie positiv. Das so wichtige Auswärtstor fiel kurz nach Wiederbeginn. Die Züricher Abwehr bekam den Ball nicht unter Kontrolle. Ullrich erkannte sofort seine Chance und vollendete mit scharfem Schuß. Nun mußte Zürich zwei Tore schießen, um weiterzukommen. Die BFC-Abwehr wußte natürlich ebenso, was die Stunde geschlagen hat.

Sie konnte den Gastgeber kommen lassen, steigerte sich im Zweikampf enorm und orientierte sich mehr und mehr auf Konterzüge. Die BFC-Mannschaft mobilisierte nun all ihre kämpferischen Tugenden und sorgte zunehmend auch für Sicherheit in den eigenen Reihen. Auch des Züricher Trainers Jeandupeux angekündigte eigene Einwechslung stellte den BFC vor keine allzu ernsthaften Probleme mehr. Die Berliner mußten zwar drei Minuten vor Abpfiff noch ein Tor hinnehmen, bewahrten aber dennoch kühlen Kopf bei den stürmischen Schlußattacken. Ihnen gebührt das Kompliment, nach dem schnellen 2:0 nicht die Übersicht verloren zu haben.

FC Zürich:
Grob; Zappa; Baur, Landolt (62. Iselin), Kundert; Scheiwiler (71. Jeandupeux), Jerkovic, Lüdi; Zwicker, Seiler, Elsener
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Artur Ullrich; Terletzki, Brillat (89. Arndt), Sträßer; Riediger, Schulz, Netz

1:0 Jerkovic           ( 2.)
2:0 Jerkovic           (22.)
2:1 Ullrich            (47.)
3:1 Jerkovic           (87.)

Schiedsrichter:        Correia (Portugal)
Zuschauer:             8.000

Eckhard Galley, Neues Deutschland, 01.10.1981