Europacup der Landesmeister 1979/80 - Viertelfinale Rückspiel: BFC Dynamo - Nottingham Forest 1:3

In der zweiten Halbzeit BFC mit viel Kampfgeist / Frank Terletzki verwandelte Foulstrafstoß sicher
Im Berliner Sportpark an der Cantianstraße endete am Mittwochabend eine Niederlagenserie, die für viel Aufsehen gesorgt hatte: Nottingham Forest, Fußballmeister Englands, Pokalsieger Europas und gar Gewinner des "Supercups" - Duell der beiden Pokalsieger - räumte mit der Vorstellung auf, daß er seine seit Jahren gerühmte Pokalhärte eingebüßt habe. Nach dem 0:1 gegen den BFC Dynamo und dem 0:1 gegen die Wolverhampton Wanderers im Ligacup nutzten die Briten die letzte ihrer diesjährigen Pokalchancen und kämpften sich mit dem 3:1 gegen den BFC Dynamo in das Halbfinale.

Fast 80.000 Fußballanhänger in der DDR hatten Karten für dieses Spiel bestellt. Die fast 30.000, denen eine zugefallen war, hofften Augenzeugen einer Sensation zu werden - leider vergebens. Im Duell der Landesmeister Englands und der DDR schossen die Briten faktisch ein Tor mehr und vor allem zwei im Auswärtsspiel mehr. Die Begegnung begann überraschend: Der von allen erwartete Ansturm der Gäste blieb zunächst aus. Sie begannen im Gegenteil recht abwartend, weil sie offensichtlich ein weiteres Gegentor vermeiden wollten. Doch auch der BFC ging in der Anfangsphase verblüffend vorsichtig zu Werke.

Im Bemühen, den wichtigen Vorsprung aus dem Hinspiel nicht einzubüßen, wurde dann im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit der Forest-Elf allerdings, wohl zu oft, das Mittelfeld preisgegeben. Die Routiniers des Cupverteidigers, in deren Reihen auch diesmal acht englische, schottische und nordirische Nationalspieler standen, nutzten die geringsten Schwächen in der BFC-Deckung schon bis zur Halbzeitpause rigoros zum 3:0-Vorsprung. Ihr variables Spiel, in dem alle Feldspieler ständig die Positionen wechselten, stellte die Berliner sichtlich vor Probleme. Nach dem Seitenwechsel zeigte sich der BFC Dynamo seinen Anhängern dann von einer weitaus besseren Seite. Nun wurde energisch der Angriff gesucht.

Die Außenverteidiger Artur Ullrich und Noack schalteten sich in die Angriffsaktionen ein, Nationalspieler Riediger versuchte im Angriff immer wieder Breschen in die dichtgestaffelte Forest-Abwehr zu schlagen, und auch mehrere Freistöße und Eckbälle von Kapitän Terletzki schufen heikle Situationen im Strafraum der Engländer, deren Torhüter Shilton schon mehrmals geschlagen war. Doch der Ball landete entweder an der Latte oder ging knapp an seinem Tor vorbei. Am Ende war zu konstatieren, daß der BFC nach einer kämpferischen Leistung am Favoriten in der Gesamtleistung mit 2:3 gescheitert war. Was er in einigen Phasen der ersten Halbzeit zu Hause versäumt hatte, war bei allem anerkennenswerten Einsatz in den zweiten 45 Minuten nicht mehr wettzumachen.

BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, Artur Ullrich; Terletzki, Brillat, Sträßer; Riediger, Pelka, Netz
Nottingham Forest:
Shilton; Lloyd; Anderson, Needham Gray, O'Neill, McGovern, Bowyer; Francis, Birtles, Robertson

0:1 Francis            (15.)
0:2 Francis            (35.)
0:3 Robertson          (38.)
1:3 Terletzki          (49., Foulstrafstoß)

Schiedsrichter:        Delmer (Frankreich)
Zuschauer:             25.000

Autor nicht bekannt, Neues Deutschland, 21.03.1980



Jürgen Bogs, Trainer des BFC Dynamo:
Unser Ziel war, offensiv aus einer sicheren Abwehr, zu spielen. Doch erst nach den Gegentoren, als wir alles auf eine Karte setzen mußten, spielten wir so, wie wir es von Beginn an vorhatten.

Brian Clough, Trainer von Nottingham Forest:
Noch dem 1:0 war ich sicher, daß wir gewinnen. Wir sind glücklich, daß wir nachholen konnten, was im ersten Spiel nicht klappte, Manchmal ist es auswärts leichter, zum Torerfolg zu kommen.

Peter Shilton, Torwart:
Wir haben sehr gut gespielt. Der Elfmeter war nicht zu halten. Es war eine sehr sportliche Begegnung.

Viv Anderson. Rechtsverteidiger:
Dynamo ist eine gute Mannschaft, doch ich meine, alles in allem haben wir verdient die nächste Runde erreicht.

Frank Gray, Linksverteidiger:
Wir sind am Ziel. Alles andere ist Nebensache.

Ralf Sträßer, Mittelfeldspieler:
In der zweiten Halbzeit hatten wir einige Torchancen, es fehlte auch ein wenig Glück zu weiteren Treffern.

Frank Terletzki, BFC-Torschütze:
Wir wußten von der Gefahr eines schnellen Gegentores. Als es gefallen war, wurden unsere Aktionen nervöser. Die Steigerung kam zu spät. Und dennoch: Mit dem Glück, das die Engländer in der ersten Hälfte hatten, wäre für uns sogar noch ein 3:3 möglich gewesen.