Europacup der Landesmeister - Viertelfinale Hinspiel: Nottingham Forest-BFC Dynamo 0:1

Nach großem Kampf den Cupverteidiger besiegt 0:1 / Riediger schoß das Siegestor für den DDR-Meister
Ein Bravo dem BFC Dynamo! Welcher Geist in dieser Mannschaft stärkt, das zeigte sich am Mittwochabend beim hohen Favoriten, dem Cup-Verteidiger Nottingham Forest ein weiteres Mal. Mit einer in jeder Hinsicht eindrucksvollen Leistung wurde in der Höhle des Löwen ein 1:0-Sieg erkämpft. Bis zu dieser Stunde war der englische Meister in 13 Europapokalspielen auf eigenem Platz ungeschlagen gewesen. Mit dem Anpfiff des ausgezeichneten belgischen Unparteiischen Ponnet forderten die 28.000 Zuschauer der Nottinghamer lautstark ein schnelles Tor. Die Gastgeber begannen d ann auch mit stürmischen Attacken. Vor allem die Mittelfeldspieler Bowies und O'Neill warfen ihren Angriff immer wieder nach vorn und drangen selbst gefährlich in die Spitze vor.

Doch Schüsse von Bowies und Roberts verfehlten das von dem lange verletzt gewesenen Bodo Rudwaleit gehütete Tor. Doch die Dynamo-Mannschaft kämpfte aufopferungsvoll und behielt vor allem in der Abwehr einen kühlen Kopf. Der BFC schuf seinerseits bei einigen Konterzügen vor dem Tor von Shilton gefährliche Situationen. Vor allem Riediger und Netz konnten in aussichtsreichen Situationen nur noch in letzter Minute vom Ball getrennt werden. In der zweiten Hälfte der ersten Halbzeit gerieten die Gäste noch einige Male schwer unter Druck, vor allem, wenn die schnellen Außenstürmer Birtles und Robertson von der Grundlinie in den Torraum der Berliner flankten. Das von den Zuschauern lautstark geforderte Tor fiel bis zum Halbzeitpfiff allerdings nicht.

Der BFC hatte die erste Phase der Partie gut überstanden. Die zweiten 45 Minuten begannen, wie die ersten geendet hatten - mit Vorteilen für Nottingham, und Rudwaleit mußte einige Male energisch eingreifen. Aber der DDR-Meister verlor auch in den zweiten 45 Minuten nicht die Übersicht. Bewundernswert, wie alle elf um jeden Ball kämpften. Und dann gelang ein herrlicher Konterzug. Riediger wurde von Terletzki mit einem Diagonalpaß im Strafraum angespielt, ließ seinen Bewacher Gray aussteigen und vollendete flach und unhaltbar zum 1:0. Das war in der 63. Minute. Dann fiel in der 85. Minute beinahe noch das 2:0, als Riediger sich erneut von Gray freimachen konnte. Torhüter Shilton und Verteidiger Burns auf der Linie verhinderten jedoch das zweite Tor von Dynamo.

Nottingham Forest:
Shilton; Gunn, Burns, Lloyd, Gray; McGovern, O'Neill, Bowles; Birtles, Francis, Robertson
BFC Dynamo:
Rudwaleit; Trieloff; Noack, Troppa, A. Ullrich; Terletzki, Lauck, Sträßer; Riediger, Pelka (74. Schulz), Netz (86. Brillat)

0:1 Riediger           (63.)

Schiedsrichter:        Ponnet (Belgien).
Zuschauer:             28.000. Tor:

Autor nicht bekannt, Neues Deutschland, 06.03.1980



Trainer Jürgen Bogs:
Der gesamten Mannschaft ein großes Lob. Jeder hat heute alles gegeben, jeder stand heute für den anderen ein. Verfrühter Jubel ist jedoch nicht angebracht, denn Nottingham kann auch auswärts, also in 14 Tagen bei uns in Berlin, sein kraftvolles Spiel aufziehen, so daß die endgültige Entscheidung erst vor heimischem Publikum fallen wird.

Brian Clough, Manager von Nottingham Forest:
Ich gratuliere dem Dynamo-Trainer Bogs. Wir hatten große Hoffnungen. Jetzt sind wir deprimiert. Die Berliner haben bewundernswert gekämpft. Das müssen wir nun in Berlin tun, wenn wir unsere Chance noch erhalten wollen.

Frank Terletzki, BFC-Kapitän:
Ich glaube, es war eines unserer besten Spiele. Noch ist zwar keine Zeit für allzu lauten Jubel. Wir gehen natürlich optimistisch in das Rückspiel.

Peter Shilton, Torwart von Nottingham:
Gegen den Schuß von Riediger war ich machtlos. Wir hatten zwar gehört, daß der BFC guten Fußball spielen soll. Daß die Mannschaft aber zu solch einer Leistung fähig sein würde, hatten wir ehrlich gesagt nicht erwartet.

Bodo Rudwaleit, BFC-Torwart:
Ein "Zu Null"-Spiel spricht sicher auch ein wenig für den Torwart, zumal es auf dem Platz des letzten Europapokalsiegers erzielt wurde. Ich freue mich, durch gute Paraden vor allem in der zweiten Hälfte meiner Mannschaft ein guter Rückhalt gewesen zu sein.



Fragen an Hans-Jürgen Riediger
Was haben Sie im Moment kurz vor dem 1:0 gedacht?
Riediger:
Ich dachte, jetzt nur Ruhe bewahren. Mein Bewacher Gray kam auf mich zu, so daß ich Gelegenheit hatte, ihn mit einer halben Körperdrehung aussteigen zu lassen. Dann schoß ich aus acht bis neun Metern den Ball flach ins Tor.

Und dann wäre in der 85. Minute durch Sie beinahe noch das 2:0 gefallen...
Riediger:
Ja, das war noch eine große Chance. Ich hatte mir allerdings den Ball etwas zu weit vorgelegt, so daß der gute Torhüter Shilton den Winkel verkürzen konnte, und schließlich konnte noch ein Verteidiger endgültig auf der Linie retten.

Das 1:0 ist eine gute Ausgangsposition für das zweite Spiel in Berlin. Sicher ist erneut eine große Leistung nötig, um in das Halbfinale einzuziehen?
Riediger:
So sehe ich das auch. Wir werden alle noch einmal unser Bestes geben müssen, denn der Cupverteidiger kann auch auswärts auftrumpfen. Das hat er oft genug bewiesen. Nur eine ebenso konzentrierte Leistung, die hier im City-Ground von allen geboten wurde, könnte uns die Überraschung perfekt machen lassen, nämlich den Einzug in das Halbfinale zu schaffen.